Restaurants in Hilden und Haan Personalnot setzt gastronomischen Betrieben zu

Hilden/Haan · Restaurants, Kneipen und Cafés finden immer weniger Mitarbeiter: Die Corona-Pandemie hat den Abwärtstrend in der Branche weiter verstärkt. Dem Café Overstolz in Hilden fehlt immer noch Personal, sodass es weiterhin geschlossen bleiben muss.

Pavlina Petreska im vorübergehend geschlossenen Café Overstolz.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(ied) Wer einen Blick durch die breite Fensterfront in den Gastraum wirft, könnte meinen, dass jeden Moment der Betrieb losgeht: Die zahlreichen Tische im Café Overstolz am Axlerhof sind dekoriert, die Regale hinter dem holzverkleideten Tresen mit edlen Getränkeflaschen bestückt, und auf der Schiefertafel sind mit geschwungener Handschrift einige kulinarische Angebote des Hauses eingetragen. „Wir könnten eigentlich jederzeit wieder öffnen“, sagt Inhaberin Pavlina Petreska. Könnte – hätte sie nur die Belegschaft dafür. Seit längerem sucht die Gastronomin nach Servicekräften, Köchen und Bedienungen für die Theke – bislang vergeblich. „Die Branche ist eben sehr personalintensiv“, sagt Petreska, die in Hilden auch das Café New York und den Brauereiausschank Alter Markt betreibt. Letztere beiden sind auch aktuell geöffnet – und belebt. Am Overstolz jedoch steht man seit mehr als einem Jahr vor einer geschlossenen Türe. Und das, obwohl es bis zum Tag der Schließung am 2. November 2020 eigentlich gut lief und sich seit der Eröffnung im Juni 2019 viele Stammgäste herausbildeten.

Aushilfen wandern
in andere Branchen ab

Aber die Personalnot macht Petreska zu schaffen: 14 Mitarbeiter – auf ihre drei Betriebe gerechnet – hat sie in der jüngeren Vergangenheit verloren. Manchmal hatte das sehr persönliche Gründe, wie etwa die Geburt eines Kindes bei jungen Arbeitskräften. Eine große Rolle spielte aber auch die Corona-Pandemie. Die Lockdowns, Kurzarbeit und viel Unsicherheit im Gewerbe ließen Aushilfen in andere Branchen abwandern – sie suchten ihr Glück in Discountern oder bei Online-Händlern.

Ein Problem, das Wirten landauf, landab Kummer bereitet: Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) haben im vergangenen Jahr 325 000 der insgesamt einst rund 2,4 Millionen Beschäftigten dem Gastgewerbe den Rücken gekehrt. 42,4 Prozent der Wirte, die auf eine Umfrage des Verbands antworteten, berichteten vom Wechsel ihrer Mitarbeiter in andere Branchen. Auch die Zahlen der Auszubildenden sind nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen. „Die Gastronomie stirbt aus“, konstatiert Alexander Unger, Geschäftsführer des traditionsreichen Becherhus an der Kaiserstraße in Haan. Auch er sucht noch nach Personal. Dabei sei die Lage in seiner Gaststätte noch vergleichsweise gut – schließlich könne er an sieben Tagen pro Woche öffnen. Viele Kollegen wiederum seien wegen des gravierenden Personalmangels gezwungen, Öffnungstage zu reduzieren. Und wer angesichts der wieder rapide steigenden Corona-Zahlen die Zeitung aufschlage, mache sich seine Gedanken, ob er eine Stelle in der Gastronomie annehmen solle. Immerhin schwebe das Damoklesschwerts weiterer Schließungen über der Branche.Doch neben den Folgen der Pandemie beklagt Unger auch strukturelle Probleme des Gewerbes: „Es gibt Preise, die die Gäste für ein Gericht eben nicht zahlen wollen“. Der gleichzeitige Anstieg von Kosten für Energie und Lebensmittel mache es vielen Wirten somit schwer, rentabel zu arbeiten. Und das bringt offenbar auch potentielle Angestellte ins Grübeln. Der einzige Weg für Nachwuchs zu sorgen liege letztlich darin, wenn möglich, selbst auszubilden, sagt Unger. Der 52-Jährige, der auch als Gastronomieberater tätig ist, beschäftigt selbst zwei Auszubildende. Eine weitere Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist bekanntlich der Zuzug aus dem Ausland. Der erweise sich aber als langwierig und bürokratisch, sagt Pavlina Petreska vom Café Overstolz.