Hilden Übernahme von Spielplatz sorgt weiter für Zündstoff

Hilden · Die Stadt will den Abenteuerspielplatz von der Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte übernehmen. Weil sie ihn angeblich wirtschaftlicher betreiben kann, steht in einer Vorlage für den Jugendhilfeausschuss am 15. November. „Wir kommen auf andere Zahlen“, widerspricht Marc Kürten, Zweiter Vorsitzender der Freizeitgemeinschaft.

20 000 Kinder und Erwachsene besuche jährlich den Abenteuerspielplatz Hilden der Freizeitgemeinschaft.

Foto: Blazy, Achim (abz)

(cis) Seit mehr als 40 Jahren betreibt die Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte den Abenteuerspielplatz an der Richard-Wagner-Straße, Hildens bekannteste Jugendeinrichtung. Die Stadt will den „Abi“ übernehmen, hieß es bereits Anfang Oktober. Warum und wieso: Dazu legt Sozialdezernent und Erster Beigeordneter (Stellvertreter des Bürgermeisters) Sönke Eichner jetzt einen ausführlichen Bericht im Jugendhilfeausschuss am 15. November vor.

Dazu muss man wissen: Die Entscheidung liegt bei der Politik. Entschieden ist noch nichts. Und hinter den Kulissen wird heftig gerangelt. Es geht um Geld und Einsparungen. „Die Stadt behauptet, dass sie den Abi preiswerter betreiben kann. Wir kommen auf andere Zahlen“, zieht Marc Kürten, Zweiter Vorsitzender der Freizeitgemeinschaft, die Berechnungen der Verwaltung in Zweifel.

Es gibt auch andere freie Träger, die wichtige Aufgaben für die Stadt übernehmen. Die Verträge mit der Sozialpädagogischen Einrichtung (SPE) Mühle und der Evangelischen Gemeinde lägen unterschriftsreif vor, lässt Sönke Eichner die Stadtverordneten wissen. Nur der Kontrakt mit der Freizeitgemeinschaft nicht.

Die „finanziellen Erwartungen“ liegen weit auseinander

Grund: Die „finanziellen Erwartungen“ der Freizeitgemeinschaft und die finanziellen Möglichkeiten der Verwaltung lägen weit auseinander. Man habe überlegt, die Öffnungstage von fünf auf vier Tage zu reduzieren und den Abi am Wochenende zu schließen. Das wolle aber die Stadt nicht. Man könne auch versuchen, sich um Fördermittel beim Landschaftsverband Rheinland zu bemühen. Damit könne man aber nicht dauerhaft die „strukturelle Finanzlücke“ schließen. „Ein belastbares und verlässliches Konzept des Trägers zur (...) Überwindung der Finanzierungslücke liegt der Verwaltung bislang nicht vor“, hält der Jugenddezernent fest.

Die Stadt könne den Abi „in erheblicher Weise wirtschaftlich günstiger“ betreiben. Das Team des Abi könne übernommen werden. Die Übernahme sei ein Beitrag des Amts für Jugend, Schule und Sport zur politisch gewollten Konsolidierung des Haushalts. Hintergrund: Kämmerin und Dezernentin Anja Franke fehlen laut Etat-Entwurf 2022 17 Millionen Euro.

„Es gibt eine Differenz zwischen unseren Berechnungen und denen der Verwaltung“, sagt Marc Kürten, Zweiter Vorsitzender der Freizeitgemeinschaft: „Beispielsweise hat die Verwaltung unseres Erachtens nicht mit den realen Gehältern des Abi-Teams gerechnet, die zu zahlen sind. Es fehlt beispielsweise das Weihnachtsgeld. Und die Verwaltung bucht 60 000 Euro Fördermittel ein, die wir nicht haben.“ Kürten betont: „Bei unserer Kalkulation bekommen wir Öffnungszeiten wie bisher mit fünf Öffnungstagen und gleicher Stundenzahl der Mitarbeiter hin.“

Ein weiterer Streitpunkt ist die Miete der Freizeitgemeinschaft für ihr Domizil Gerresheimer Straße 20b. Die aktuell 90 000 Euro hält die Verwaltung für zu hoch, zudem werde das Erdgeschoss nicht wirklich genutzt. Das Gebäude gehöre der Grundstücksgesellschaft der Stadtwerke Hilden, sagt dazu Marc Kürten: „Die Stadt hat das Gebäude zu dem Preis gepachtet und an uns vermietet, weil das damals Vorteile für die Stadt hatte.“ Der große Saal im Erdgeschoss werde seit zwei Jahren von Ratsfraktionen oder dem Behindertenbeirat genutzt – kostenfrei. „Wir sind gerne bereit, über alles zu verhandeln“, betont Marc Kürten: „aber bitte mit offenen Karten.“ Die Frage ist, ob die Politik der Freizeitgemeinschaft diese Zeit zugesteht. Noch vor Weihnachten soll der Haushalt 2022 beschlossen werden.