Kinderschutz in Hilden Suchthilfe freut sich über Zertifizierung

Hilden · Die SPE Mühle hat das „Fitkids“-Siegel zur zertifizierten Beratung von Kindern suchtkranker Familien erhalten. Ziel ist es, dass Kinder aus suchtbelasteten Familien mehr in den Fokus genommen werden sollen.

Der Leiter der Suchthilfe Janes Delcuve sucht den passenden Platz für die Auszeichnung „Fitkids“.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Alkohol, Drogen, Medikamente – in den Räumen der Suchthilfe am Nové-Mesto-Platz suchen Suchtkranke jeden Alters den Rat von Mitarbeitern der Sozialpädagogischen Einrichtung (SPE) Mühle in Hilden. Die Kinder ihrer Klienten lernen die Helfer bei den Treffen meist aber nicht kennen. Doch auch sie leiden häufig unter den Abhängigkeiten ihrer Eltern. Um sie künftig noch stärker in den Blick zu nehmen, haben die Mitarbeiter mit sogenannten Fitkids-Coaches seit 2019 an der Integration eines speziellen Kinderschutzkonzeptes in die täglichen Abläufe der Suchthilfe gearbeitet.

Nun wurde die Hildener Einrichtung mit dem Fitkids-Zertifikat ausgezeichnet. Damit ist sie ab sofort einer von 76 Standorten des bundesweiten Programmes „Netze knüpfen für Kinder suchtkranker Eltern“, das eine gesunde Entwicklung dieser Kinder zum Ziel hat. „Wir haben viel darüber gesprochen, was Kinderschutz bedeutet. Wir schauen, gucken, passen uns an und entwickeln uns immer weiter“, sagt Kerstin Holzapfel, pädagogische Leiterin der SPE Mühle.

Für den Erhalt solch einer Zertifizierung müssen Suchthilfen einige Voraussetzungen erfüllen. Die teilnehmenden Beratungsstellen werden in einem jahrelangen Prozess geschult: „In manchen Suchthilfen müssen wir viel für Kinderhilfe baggern, es gibt Widerstände. Hier ist es nicht so. Es gab schon eine offene Tür, in die wir eintreten konnten“, berichtet Melanie Clemens von Fitkids Wesel. Sie hat das Hildener Team mehrere Jahre als Coach begleitet. Das gemeinsam erarbeitete Kinderschutzkonzept mit mehreren Stufen und Akteuren soll auch den Mitarbeitern Sicherheit geben.

Bei Kindeswohlgefährdung wird das Jugendamt eingeschaltet

In Zukunft werden Kinder von neuen Klienten direkt erfasst und mithilfe von standardisierten Checklisten eingestuft, um in den Beratungsgesprächen die Familiensituation mit den Eltern zu analysieren. Befürchtet die Einrichtung eine Kindeswohlgefährdung, wird das Jugendamt hinzugezogen. Das geschehe jedoch äußerst selten. Damit die Kinder suchtkranker Eltern langfristig von dem Angebot profitieren, begleitet Fitkids die zertifizierten Einrichtungen weiterhin. In spätestens zwei Jahren werden die Coaches zurückkehren und die Arbeitsabläufe in der Hildener Suchthilfe unter die Lupe nehmen. Eine stetige Weiterentwicklung der Arbeitsabläufe ist beabsichtigt. „Wir haben mit dem Zertifikat ein wichtiges Ziel in der Suchthilfe erreicht, aber jetzt geht es erst richtig los“, sagt Kerstin Holzapfel.

Das sieht der neue Leiter der Hildener Einrichtung genauso. Janes Delcuve ist bereits seit 2018 bei der SPE Mühle in den Bereichen Suchtberatung und -prävention tätig. Seit Anfang Juli steht er nun an der Spitze der Hildener Suchthilfe. Die Zertifizierung freut auch ihn: „Es ist eine Haltung entstanden, auf die Kinder zu schauen, und eine Neugierde und Motivation, an den Konzepten unseres Arbeitsablaufes zu arbeiten. Was wir heute haben, ist ein tolles Kinderschutzkonzept und eine gute Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.“ Der 27-Jährige hat sich für die nächsten Jahre weitere Ziele gesetzt. „Mir ist es wichtig, das Bild von Sucht in der Gesellschaft zu verändern. Es ist häufig negativ belastet“, sagt er. Viele Betroffene schämten sich für ihre Sucht und hätten Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung. Delcuve kann sich vorstellen, künftig auch Messenger-Dienste zur Termin-Vereinbarung einzusetzen. So soll insbesondere für junge Menschen die Hemmschwelle sinken, sich mit Problemen an die Suchthilfe zu wenden.