Streit um städtische Brache
Eine Anwohnerin will die Rodung an der Eichenstraße, um Füchse zu vertreiben.
Hilden. Für Anita Bergner bietet sich ein Bild des Grauens, als sie nach ihren Laufenten schaut: Ein Tier ist verschwunden, die anderen fünf getötet, zerrissen oder geköpft. Als Schuldigen vermutet die Anwohnerin an der Hildener Walter-Wiederhold-Straße einen Fuchs. Sie hat Pfotenabdrücke gefunden, Nachbarn wollen immer wieder Füchse in der Umgebung gesehen haben.
Die Schuld gibt die pensionierte Lehrerin aber auch der Stadt Hilden. Denn zwischen Düsseldorfer-, Walter-Wiederhold- und Eichenstraße befindet sich ein Grundstück im städtischen Besitz. Dieses ist — ursprünglich soll dort eine Obstwiese gewesen sein — komplett verwildert. Hohe Bäume stehen dort, das Unterholz ist dicht zu gewuchert. „Von dem Kirchturm sehe ich nichts mehr“, sagt Bergner. Die Nachbarn würden selber mit schwerem Gerät auf das Grundstück gehen, um überhängendes Gestrüpp zu entfernen.
In diesem Dickicht vermutet Bergner den Unterschlupf für den Fuchs. „Da stört den kein Mensch“, sagt Bergner. Um dem Fuchs diesen Schlupfwinkel zu nehmen, forderte sie bereits im Mai schriftlich die Stadt auf, die Kronen der geschützten Bäume zu stutzen, den Wildwuchs zu beseitigen und das Unterholz zu roden.
Die Hildenerin stört nicht nur der Verlust ihrer sechs Enten, sie befürchtet auch Krankheiten, die der Fuchs überträgt: „Trockener, staubiger Kot kann auch die Eier des Fuchsbandwurms enthalten. Mit dem Wind werden die Eier auf die Obstbäume getragen.“ Fuchsbandwürmer können sich in der menschlichen Leber einnisten, werden spät entdeckt und führen zu ähnlichen Symptomen wie bei Leberkrebs. Da Schule und Kindergarten in der Nähe sind sorgt sich Bergner um die Kinder.
Die Stadt Hilden sieht keinen Anlass, etwas auf ihrem Grundstück zu verändern. „Wir erfüllen alle nachbarschaftsrechtlichen Anforderungen“, sagt Tiefbauamtsleiter Harald Mittmann. Ein- bis zweimal pro Jahr würde ein Streifen an den Nachbargrundstücken freigeschnitten, zuletzt im März 2012. Eine Rodung der Fläche sei nicht in Planung, und auch nicht notwendig.
„Wir haben im Kreis Mettmann keine Tollwut“, betont Mittmann außerdem. Die Gefahr einer Fuchsbandwurm-Infektion könne — laut Schreiben der Stadt an Bergner — durch Einhaltung von Hygieneregeln verhindert werden. „Wenn Frau Bergner Füchse und andere Tiere vom Grundstück fernhalten will, muss sie es einzäunen“, sagt Mittmann.
Anita Bergner findet, dass ihr bereits vorhandener Zaun dicht genug ist und will, dass die Angelegenheit vor ein Schiedsgericht geht: „Dann werden wir sehen, ob die Gegenseite bereit ist, dort sauberzumachen.“ In letzter Konsequenz will sie klagen. „Es tut mir leid, dass die Stadt nichts machen will und nichts kapiert hat“, sagt Bergner.
Im Hildener Rathaus warten die Verantwortlichen auf weitere Schritte. Eine Nutzung des Grundstücks sei nicht geplant. „Es gab mal ein Bebauungsplanverfahren, dass aber auch an den Anwohnern gescheitert ist“, sagt Mittmann.
Bis September will Bergner noch abwarten. Denn zum jetzigen Zeitpunkt dürfe das Grundstück wegen Umwelt-Auflagen nicht gerodet werden. Mit ihrer Entenzucht will sie allerdings nicht so lange warten: Schon nächste Woche sollen drei neue Enten durch ihren Garten laufen.