Syrische Flüchtlinge starten in ein neues Leben
Sieben Kurden mussten vor dem IS-Terror fliehen. Gemeinde St. Jacobus unterstützt sie nun.
Hilden. Diese Geschichte hat zwei Seiten. Die gute zuerst: Sieben Kurden, Großeltern, Eltern und drei Kinder, aus der nordost-syrischen Stadt Qamischli leben seit knapp drei Wochen in Hilden. Sie sind der permanenten Lebensgefahr entronnen. Der Angst, die kleinen Töchter könnten entführt oder die Familie durch Terroristen des IS ausgelöscht werden. Mitglieder der Gemeinde St. Jacobus haben für die Flüchtlinge gebürgt. Die Initiative „Hilfe für syrische Flüchtlinge“ organisierte die Reise.
„Ja, es ist ein Glück, in Hilden zu sein“, sagen sie und wirken dennoch angespannt. Im deutschen Fernsehen haben sie die Berichte über hier lebende Salafisten gesehen, haben übersetzt bekommen, dass sich in Deutschland lebende Jugendliche radikalisieren und dorthin ziehen und kämpfen, wo sie herkommen. Deshalb bitten sie darum, ihre Namen nicht zu nennen. Und das ist die andere Seite dieser Geschichte: Die Angst ist geblieben.
Warum dann das Gespräch mit der Zeitung? Sie möchten sich bedanken. „Bisher waren hier alle sehr freundlich zu uns, haben uns aufgenommen und geholfen“, sagt der 73 Jahre alte Großvater der Familie. Die bürokratischen Hürden, um nach Deutschland zu kommen sind hoch: Es muss ein Angehöriger ersten Grades bereits seit langem in Deutschland leben.
Und jemand muss für Verpflegung, Miete und Unterhalt für zwei Jahre bürgen: 15 000 Euro sind das für einen Erwachsenen. Aus den Reihen der Gemeinde St. Jacobus sind schon fünf Bürgen für zwölf Flüchtlinge gefunden. Sie stehen für 180 000 Euro gerade. „Wir von der Gemeinde St. Jacobus werden nicht nur bei der Wohnungssuche helfen, sondern die Familie auch sonst beim Einleben in Deutschland unterstützen“, sagt Pfarrer Ulrich Hennes.
Der nächste Schritt für die Familie: die deutsche Sprache zu erlernen. Eine pensionierte Lehrerin will sie unterrichten. Schwerer, als sich die neuen Wörter und Laute zu merken, wird es werden, die alten Bilder aus dem Kopf zu bekommen.
Der Weg nach Hilden führte per Reisebus über Damaskus nach Beirut (Libanon). Zur Tarnung gegenüber den IS-Terroristen an den Straßenposten trugen die Frauen Burka und alle hatten bestimmte Koranstellen auswendig gelernt. IS-Milizen zwingen die ihnen Verdächtigen dazu, diese auswendig aufzusagen.
Als ihr zweiter Sohn vor Aufregung über die Männer mit den Kalaschnikows die Verse nicht herausbrachte, wurde er abgeführt. Der Weg nach Hilden schien schon zu Ende. Doch vor dem Anführer des Kontrollpostens habe er den Koran dann zitieren können.
Die Großmutter freut sich, ihren in Deutschland geborenen Enkel in den Armen zu halten. Damit hatte die 75-Jährige nicht mehr gerechnet. Die Kinder lieben es, draußen spielen zu dürfen und freuen sich auf die Schule. Im 200 000 Einwohner zählenden Qamischli durften sie nicht allein aus dem Haus