Teilzeitausbildung für junge Mütter
Haan. Zwei junge Frauen haben am ersten August ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Haan begonnen. Besonders daran ist, dass eine der beiden, eine alleinerziehende Mutter, in Teilzeit ausgebildet wird.
Hinter dem großen Schreibtisch im Rathaus wirkt Melanie Lützner geradezu klein und zerbrechlich und wesentlich jünger als 20 Jahre. Besonders auffallend an ihr ist ihr einnehmendes Lächeln und ihr ruhiges Wesen.
„Wir waren von Anfang an begeistert von Frau Lützner, von ihrer ganzen Art, und wir sind beeindruckt, wie Frau Lützner ihr junges Leben in den Griff bekommen hat“, sagt die Ausbildungsbeauftragte der Stadt Haan, Sabine Abraham. Das Besondere an Melanie Lützner: die junge Mutter wird in Teilzeit ausgebildet. „Ich habe mindestens 60 Bewerbungen geschrieben, aber entweder ich habe direkt eine Absage bekommen, oder man hat sich nach einem Gespräch gegen mich entschieden. Ich habe zwar immer erwähnt, dass meine Eltern hinter mir stehen und mir helfen, aber mit Kind ist es wirklich schwer“, erzählt die alleinerziehende Mutter.
Mit 16 wurde die junge Haanerin schwanger, musste die Realschule abbrechen. Nach der Geburt von Tochter Emelie im November 2011 holte sie dann aber ihre Fachoberschulreife bei der VHS nach. „Ich habe dann mal ein Praktikum bei der Stadt Mettmann gemacht, und von da an wusste ich, ich möchte Verwaltungsfachangestellte werden. Es ist so vielseitig und man hat viel Kontakt zu Menschen“, schwärmt Melanie Lützner.
Die Idee, in Teilzeit ausgebildet zu werden, kam von Seiten der Stadt Haan. „Wir haben bereits drei Frauen in Teilzeit ausgebildet und alle drei auch übernommen. Ich finde, es steht in unserer sozialen Verantwortung, auch jungen Müttern eine Chance zu geben“, sagt Bürgermeister Knut vom Bovert. Und Sabine Abraham ergänzt: „Unsere Erfahrungen haben sogar gezeigt, dass diese Frauen ein scheinbar besonders starkes Bewusstsein für diese Chance haben und ihre Tätigkeit sehr ernst nehmen.“
Zwei Wochen hat Melanie Lützner bereits absolviert. Während die neue Vollzeitauszubildende Hannah Stephan ihre ersten Eindrücke in der Personalabteilung sammelt, darf die junge Mutter derzeit die Mitarbeiter im Schulamt unterstützen. „Ehrlich gesagt, war dort nicht so viel los, es waren ja schließlich Ferien, aber das wird sich sicher jetzt ändern“, sagt Melanie Lützner. Später könne sie sich vorstellen, im Jugendamt zu arbeiten, sagt sie. „Das ist ehrlich gesagt auch das einzige Amt, mit dem ich auf Grund meiner Lebenssituation bislang näher zu tun hatte.“
Melanie Lützner wird, genauso wie auch Hannah Stephan, nach drei Jahren ihre Abschlussprüfung machen. Eingespart werden die Stunden in der praktischen Ausbildung, keinesfalls in der Berufsschule. „Eine unserer Teilzeitauszubildenden hat ihre Abschlussprüfung mit der Note 2 bestanden. Das zeigt, dass eine Verlängerung nicht nötig ist“, erklärt Sabine Abraham.