Tradition und Erinnerungen

120 Schlesier und Sudetendeutsche waren zur Adventsfeier ins Forum von St. Chrysanthus und Daria gekommen.

Haan. „Uns verbindet bei unseren Treffen, dass wir Ähnliches erlebt haben“, sagt Martin Fischer, Vorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft, Ortsgruppe Haan. Am Sonntag trafen sich rund 120 Schlesier und Sudetendeutsche, die in Haan und Umgebung eine zweite Heimat gefunden haben, um vor weihnachtlicher Kulisse gemeinsame Erinnerungen und Traditionen zu pflegen.

Vor dem gemeinsamen Kaffeetrinken singt man an diesem zweiten Advent Weihnachtslieder, begleitet von Zither, Kontrabass und Gitarre. Der Raum ist mit Kerzen und einem Weihnachtsbaum festlich geschmückt.

Zum Teil tragen die Gäste traditionelle Kleidung: die Damen ein zumeist blaues Oberkleid, darunter eine festliche weiße Rüschenbluse — und nicht zu vergessen — Halstuch und Haube.

Zu den Besuchern gehört auch Robert Laqua: „Im Jahr 1957 bin ich mit meiner Familie in Haan an der Polnischen Mütze angesiedelt worden, seitdem bin ich hier.“ Die Familie stammt aus Goldmoor in Oberschlesien. „Selbstverständlich ist Haan für mich eine Heimat geworden“, sagt er. „Die Kinder sind hier groß geworden, aber wir versuchen auch, ihnen noch etwas von der Tradition zu vermitteln.“

Welcher Brauch darf denn an Weihnachten nicht fehlen? „Das Karpfenessen“, sagt Robert Laqua, ohne lange nachzudenken. Der Weihnachtskarpfen schwamm früher vom zweiten Advent bis zum Heiligen Abend 14 Tage lang in der heimischen Badewanne. Das hatte einen praktischen Grund, wie Robert Laqua lebhaft erklärt: „Die Karpfen fing man aus Teichen. Sie mussten so lange gewässert werden, um den ,Mott’ zu verlieren.“

Wie der Karpfen gehören auch Mohn- und Streuselkuchen zur schlesischen Weihnachtstradition. „Die Kuchen gab es auch während des Jahres, aber im Advent dürfen sie nicht fehlen“, sagt Christa Ruppelt. Ebenso die Mohnklöße, die mit Klößen eigentlich nichts zu tun haben. Es handelt sich um eine geschichtete Süßspeise aus Mohn, Brötchen, Rum, Rosinen und heißer Milch. „Das gab es immer zu Weihnachten und Silvester“, erinnert sich Christa Pawelzcyk.

Gebastelt wurde ebenfalls. Zur Tradition gehören Strohsterne, mit denen man den Weihnachtsbaum neben Äpfeln und Zuckerkringeln schmückt. Vor allem aber wichtig war und ist das Beisammensein, das man mit den Treffen auch heute noch pflegt.

Die 80 aktiven Mitglieder der Landsmannschaft verabreden sich regelmäßig, es gibt zudem eine Volkstanz- und eine Frauengruppe. Das Durchschnittsalter liegt bei 80 Jahren. Martin Fischer betont: „Die Menschen, die sich hier treffen, müssen keine Mitglieder sein, jeder ist uns willkommen.“