Hildener Stadtwald Dem Wald wird’s zuviel

Hilden. · Die seit Jahren herrschende Sommerdürre auf der einen und der erhöhte Besucherandrang durch die Corona-Krise auf der anderen Seite machen dem Hildener Stadtwald zu schaffen.

Die Sonne scheint in einen Kiefernwald.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Die grüne Lunge Hildens leidet – einerseits unter dem Klimawandel und den trockenen Sommermonaten, andererseits unter den Besuchern, die angesichts der Corona-Krise deutlich häufiger im Stadtwald unterwegs sind als früher. Sie scheuchen das Wild auf, hinterlassen ihren Müll. Unterdessen verdursten Bäume, die teilweise mehrere Jahrzehnte alt sind.

„Der Hildener Stadtwald besteht größtenteils aus sandigen Substraten, die Wasser ohnehin nicht gut speichern können“, erklärt Stadtförster Dennis Anders. Und weil sich die Sommerdürre seit Jahren fortsetzt, füllen sich die wichtigen Wasserspeicher in den Bodenschichten ab etwa 1,80 Meter Tiefe nicht wieder auf. „In den Trockenzeiten fehlen sie dann den Bäumen als Reserve. Das hat zur Folge, dass viele Bäume wie zum Beispiel Fichten, Birken, Ahorne und teils auch Buchen leiden, an vielen Stellen erhebliche Trockenheitsschäden zeigen und leider eingehen. Fichtenbestände sterben großflächig ab, und hunderte Einzelbäume im Stadtwald vertrocknen.“ Das Problem zieht aber weitere Kreise: „Neben dem Schaden für den Wald stellt diese Entwicklung den Forstbetrieb auch bei der Verkehrssicherung vor große Herausforderungen. Wenn Baumschäden in den Randbereichen zu Straßen auftreten, müssen diese häufig kontrolliert und die betroffenen Bäume gegebenenfalls frühzeitig gefällt werden“, erklärt Anders.

Der Hildener Stadtwald erstreckt sich auf einer Fläche von rund 430 Hektar und ist ein klassischer Mischwald. Er besteht zu zwei Dritteln aus Laub- und zu einem Drittel aus Nadelbäumen. Momentan sterben vor allem Fichten. Sie haben nur kurze Wurzeln und sind auf Feuchtigkeit in den oberen Bodenschichten angewiesen. Bei Wassermangel produzieren sie weniger Harz, das eigentlich die Borkenkäfer abwehrt. Ohne den klebrigen Schutz, sind sie dem Schädling hilflos ausgeliefert. Das führt zu einem Verlust von bis zu 90 Prozent des Bestandes.

Förster Dennis Anders findet Borkenkäfer unter einer Rinde.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Besucher weichen von den
Wegen ab, hinterlassen Müll

„Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos“, sagt Dennis Anders. In Hilden habe man früh erkannt, dass man nicht auf große Monokulturen setzen darf. „Dies verhindert, dass die Schäden für den Hildener Stadtwald nicht so ein verheerendes Ausmaß wie in anderen Waldgebieten erreichen.“ Trotzdem werde es für die Stadt in den nächsten Jahrzehnten eine große Aufgabe bleiben, die vorhandenen Schäden auf etwa zehn Prozent der Gesamtfläche aufzufangen und wieder mit klimastabilen Bäumen wie zum Beispiel Traubeneichen, Esskastanien, Douglasien und Lärchen aufzuforsten. „Auch die Anpflanzung von Jungbäumen ist in Zeiten der Dürre kein leichtes Unterfangen. In den letzten Jahren sind viele von ihnen vertrocknet“, erklärt Dennis Anders.

Der Klimawandel ist ein globales Problem, Müllberge ein sehr lokales. Durch die Einschränkungen zu Beginn der Corona-Krise haben die Hildener ihren Stadtwald wiederentdeckt. „Die ohnehin sehr hohen Besucher-Zahlen sind rasant gestiegen“, erklärt Dennis Anders. Das hat zu Problemen geführt: „Leider müssen wir häufig feststellen, dass viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger Dinge, die sie mit in den Wald bringen, liegen lassen und nicht wieder mit nach Hause nehmen oder zum nächsten Mülleimer ­transportieren.“

Zudem würden einige Besucher von den Wegen abweichen und in die Waldbestände gehen, so der Stadtförster weiter. „Das hat zur Folge, dass die im Wald lebenden Wildtiere, die im Moment mit der Aufzucht ihrer Jungtiere beschäftigt sind, zum Teil verzweifelt von einer Ecke in die andere gescheucht werden und kaum Ruhe finden.“