Trödel auf der Mittelstraße
Hunderte Besucher strömten am Samstag zum zweiten Fabry-Markt in die Innenstadt.
Hilden. Im Stil von Madonna 1987 tanzt ein Zwei-Meter-Mann mit Stoppelbart über die Mittelstraße: „La Isla Bonie-hita!“ Mit hoher Stimme singt der Kunde am Trödelstand, hält zwei Plattenhüllen hoch. Ob er die jetzt billiger bekäme? „Vier Euro“ — der mit Strohhut und Streifenhemd verkleidete Verkäufer, „Monsieur Bateau“, bleibt bei seinem Preis. Aber was zusätzlich als Geschenk könne er geben.
Am Samstag gab es unter der Überschrift „Fabry-Markt“ Trödel auf der oberen Mittelstraße. Hunderte Besucher stöberten bei schönster Herbstsonne an Tischen voller Bücher, Vasen und altem Schmuck.
„Ich habe geerbt. Ein halbes Jahr haben wir uns als Limit gesetzt, die Sachen zu verkaufen“, sagt Detlef „Monsieur Bateau“ Schmitz aus Wuppertal. Mit seiner Begleiterin „Madame de Bonheur“ — vornehm mit weißem Hut — sei er schon auf dem Vohwinkler Markt gewesen, Amsterdam sei dann die nächste Station. Eine Schul-Landkarte von Nordrhein-Westfalen hat er am Stand aufgehängt: „Die ist schon verkauft. Da, bei Gevelsberg wurde 1225 Bischof Engelbert ermordet. Das ist bergische Geschichte“, sagt er.
Im April hatte der Fabry-Markt zum ersten Mal geöffnet. Einen „Versuch, die obere Mittelstraße zu beleben“, hatte ihn Volker Hillebrand, der Geschäftsführer der Stadtmarketing Hilden GmbH, genannt.
Inzwischen sei die Zahl der Stände auf 50 angewachsen, sagt Mit-Organisatorin Bea Reinecke-Denker: „Ich konnte merken, dass sich der Termin herumgesprochen hat.“ Märkte mit tatsächlich alten Sachen würden weniger.
Ihren eigenen Stand hat Bea Reinecke-Denker direkt vor dem Bürgerhaus aufgebaut: „Ich habe in der vergangenen Zeit sechs Haushalte aufzulösen gehabt. Und ich mochte nicht alles wegwerfen.“ Es gibt ein Porträt-Gemälde eines Unbekannten, Zeichenschablonen, einen Lkw-Kilometerzähler.
Besucherin Brunhilde Camphausen ist zum ersten Mal beim Trödel auf der Mittelstraße. Ein flaches Schälchen aus geschliffenem Kristallglas hat sie sich gekauft: „Meine Enkelin sucht so etwas für ihre Schminkutensilien. Meine Tochter und ich haben ähnliche.“
Rüdiger Knobloch hat ein Automodell gefunden: „Ein Ro 80 von NSU.“ Für seine Modellbahn suche er Modelle der 1960er- und 1970er-Jahre. Für seine Frau Alexandra trägt er einen großen Bowletopf aus Glas: „Der ist für eine Freundin, da kommt Lakritz rein“, sagt die Düsseldorferin.
Geradezu schachtelweise Schwarz-Weiß-Fotos aus alten Familienalben hat Hans Baumann an seinem Stand. Eine Aufnahme von einer Frau auf einem Segelboot hält er hoch, dann vier pompös schauende Männer in Kitteln und Anzügen: „Frankfurter Pelzhändler der 1950er-Jahre. Das gibt es alles nicht mehr“, sagt Baumann: Zum nächsten Markt wolle er wiederkommen, sagt der Frankfurter.