Tüten gegen Stoffbeutel getauscht
Das Jugendparlament von Hilden will mit seiner Aktion den Verzicht auf Plastik stärken.
Hilden. Paula ist hochmotiviert. „Möchten Sie Ihre Plastiktüten vielleicht gegen einen bio-fair-trade-Stoffbeutel eintauschen?“, fragt sie einen jungen Mann, der offensichtlich auf Kleidungsshoppingtour war — zahlreiche namenhafte Logos zieren seine Tüten. „Klar“, sagt er und lacht, packt die neuen Errungenschaften um, bedankt sich und zieht weiter. „Eigentlich wollte ich ihn noch fragen, ob er Lust auf unser Wissensquiz rund um den Plastikmüll hat, aber er war leider ganz schön in Eile“, erklärt die 13-Jährige achselzuckend. Auch der gleichaltrige Ilias versucht, die Aufmerksamkeit von Passanten zu gewinnen, einfach ist das nicht. „Ich finde es erstaunlich, wie viele Menschen hier bereits Stoffbeutel benutzen. Das ist toll und zeigt, dass Hilden wohl sehr umweltbewusst ist. Man muss hier erstmal jemanden finden, der noch Plastiktüten dabei hat.“
Ein älteres Ehepaar nähert sich neugierig dem Infostand des Jugendparlamentes am alten Markt, interessiert sich für die Hintergründe der Aktion. „Wir wollen auf den enormen Plastiktütenverbrauch aufmerksam machen“, erklärt die 14-jährige Melanie. „Jeder Bürger verbraucht pro Jahr durchschnittlich 71 Plastiktüten, bis 2020 soll die Zahl laut Europaparlament bis auf 45 reduziert werden“. Ehepaar Scheffler zeigt sich beeindruckt. „Ich finde es ganz toll, dass die Jugendlichen dieses Bewusstsein haben“, sagt Peter Scheffler. „Es geht schließlich um ihr Welterbe.“ Seine Frau Bärbel nickt zustimmend. „Mein Mann nimmt immer einen Rucksack mit in die Stadt und darin befindet sich immer ein Stoffbeutel, Plastiktüten gibt’s bei uns seit Ewigkeiten nicht. Neben dem Umweltaspekt möchte ich auch nicht Werbung für die Geschäfte machen, indem ich ihre logobedruckten Tüten durch die Stadt trage.“ 150 neue Fairtrade-Biobeutel sollen ihre neuen Besitzer finden, beigefarben und bunt bedruckt, unentgeltlich gestaltet vom Hildener Künstler Hans-Joachim Uthke. „Finanziert wird das Ganze aus dem Etat des Jugendparlamentes, es ist das teuerste Projekt dieser Legislaturperiode. Dafür sparen wir an anderer Stelle“, erklärt Andrea Nowak von der Jugendförderung.
Es regnet, die Menschen ziehen unter Regenschirmen an den Jugendlichen vorbei. Nur vereinzelt verirrt sich ein Passant an den Infostand — so wie Irene Ströbel aus Unterfeldhaus. „Toll, dass Ihr Euch Gedanken über unsere Plastik- und Wegwerfgesellschaft macht“, lobt sie die Jugendlichen, „ich nutze auch immer Stoffbeutel, was mich aber ärgert ist, dass zum Beispiel auf dem Markt immer alles in Plastiktüten gepackt wird, man wird gar nicht gefragt“. Es nerve auch dass Obst und Gemüse oft in Plastik eingeschweißt ist. „Einfach absurd: eine Bioschlangengurke umhüllt in Plastik.“ Irene Ströble wünschte, dass beim Einkauf die Ware gleich in mitgebrachte Dosen gefüllt werden. Melanie (14) ergänzt: „Besonders schlimm finde ich große Süßigkeitentüten in denen ganz viele kleine Tütchen abgepackt sind.“ Kunden hätten Möglichkeiten, um die eigene Plastikquote gering zu halten: „Äpfel kaufen wir im Geschäft lose und nicht im Sechserpack.