Überfall aus Liebeskummer
Am Dienstag wurde der 26-jährige Täter zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Unter Tränen entschuldigte er sich bei seinen Opfern.
Hilden/ Düsseldorf. Während einer Feier im Haus seiner Eltern wurde Bernd S. (26, Name geändert) wieder einmal bewusst, dass er allein ist. Seine Frau habe ihn kürzlich verlassen und wolle sich von ihm scheiden lassen.
Ein tiefer Schmerz, der ihn fast umbringe. Kurz nach dieser Feier hat er eine Tat begangen, die er heute bereut. Vor dem Düsseldorfer Landgericht entschuldigte er sich am Dienstag unter Tränen bei seinen Opfern und war gleich zu Beginn des Prozesses geständig. Bernd S. wurde zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt.
Er gab zu, am 23. Oktober 2010 den Hildener Obi-Markt überfallen zu haben. Dabei hatte er eine Kassiererin (23) mit einer ungeladenen Schreckschuss-Waffe bedroht und sie aufgefordert, ihre Kasse zu öffnen und ihm das Geld zu geben. Da die Studentin die Kasse nicht aufbekam, holte er sich vom Süßigkeitenstand in Kassennähe ein Päckchen Kaugummi. Danach forderte er die junge Frau nochmals auf, durch das Einscannen des Barcodes der Kaugummipackung die Kasse zu öffnen.
Da dies auch nicht gelang, kam der Filialleiter dazu und erklärte dem 26-Jährigen, dass die Kasse gesperrt sei. Der Filialleiter veranlasste, dass eine andere Kasse geöffnet wurde. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, soll der Angeklagte daraufhin seine Waffe auf die beiden Kassiererinnen gerichtet haben. Daran erinnert sich der Angeklagte jedoch nicht mehr.
Eine weitere Kassiererin habe ihm schließlich die Kasse geöffnet und die komplette Geldkassette in die Hand gedrückt. Bernd S. flüchtete mit der Beute. Rund 1.500 Euro sollen in der Kasse gewesen sein. Der Filialleiter und zwei weitere Männer hängten sich an seine Fersen und überwältigten ihn auf der Straße. Die Polizei nahm den alkoholisierten Täter vorläufig fest.
Leicht gebeugt mit einem Taschentuch in seiner Hand hörte Bernd S. den Zeugenaussagen am Dienstag zu. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Sagte, so ein Mensch sei er nicht. Es täte ihm alles so unendlich leid.
Die junge Theologie-Studentin, die den Job an der Kasse des Baumarktes nebenberuflich ausübt, leide noch heute unter dem Vorfall. „Manchmal bekomme ich noch Herzrasen, fast Panik, wenn sich ein Kunde seltsam im Laden bewegt“, sagte sie vor Gericht. Sie könne das Bild der vorgehaltenen Waffe einfach nicht vergessen: „Ich hatte Todesangst.“ Regelmäßig suche sie das Gespräch mit einem Seelsorger — bis heute.