Verkehr in Hilden Umbau am Bahnhof verzögert sich
Hilden · Wäre alles nach Plan gelaufen, würden die Reisenden am Bahnhof Hilden unter einem schützenden Dach auf den Zug warten. Aufgrund von Verzögerungen muss nun neu geplant werden. Ein Ende der Modernisierungsmaßnahme ist nicht in Sicht.
Auf dem Holz wurden bereits erste Kritzeleien verewigt, über den Köpfen flackert ein fahles Licht und auf den Außenseiten der Bretterverschläge wurden die Fahrtrichtungen angebracht: je nach Reiseziel Solingen Hauptbahnhof oder Flughafen Düsseldorf und dann weiter nach Dortmund. Geschützt vor Wind und Regen sind die Reisenden am Bahnhof Hilden zurzeit nur sehr bedingt, denn die Wartehäuschen aus Brettern bieten kaum Schutz vor der Witterung und zu Stoßzeiten auch wenig Platz. Dann allerdings dürfte es den Wartenden vermutlich etwas wärmer werden, weil sie aufgrund der Enge dicht gedrängt Schutz suchen.
Eigentlich sollte die 1,7 Millionen Euro teure Modernisierung des Bahnhofes bis Anfang Dezember abgeschlossen sein, doch tatsächlich wurde dieses Ziel nicht erreicht: Statt des neuen Daches über dem Bahnsteig müssen die Reisenden vorerst mit einem Provisorium vorlieb nehmen und das möglicherweise für lange Zeit. Jetzt einen Termin für die Fortsetzung der Arbeiten zu nennen, sei schiere Glaskugelleserei, erklärte ein Bahnsprecher.
Die Modernisierung habe schlichtweg länger als geplant gedauert, nennt er den Grund für die Verzögerung. Das hat jedoch gravierende Folgen: Für Umbaumaßnahmen auf Bahnsteigen müssen Zeitfenster festgelegt werden und das in der Regel schon Jahre vorher. Der Grund: Beim Bau in Gleisnähe muss der Schienenverkehr ausgesetzt werden. Wann welche Bahn auf welcher Strecke fahren wird, sei das Ergebnis von Absprachen auch auf internationaler Ebene und brauche dementsprechend eine geraume Vorlaufzeit, so die Auskunft. In einer Pressemitteilung dazu schreibt die Deutsche Bahn: „Aktuell laufen Abstimmungen, um weitere Gleissperrungen festzulegen. Wann diese sein können, ist noch unklar. Die Gleissperrungen müssen mit den regionalen, bundesweiten und internationalen Eisenbahnverkehren in Einklang gebracht werden.“ Eine Fortsetzung der Baumaßnahme in den kommenden Wochen sei jedenfalls unwahrscheinlich. Es könne nicht einmal ausgeschlossen werden, dass die Bauarbeiten in diesem Jahr nicht mehr fortgesetzt werden.
Steigende Kosten bei Materialien wie Sand und Zement
Mit einer Neuansetzung der Umbaumaßnahme könnten neue Unwägbarkeiten ins Spiel kommen. Hat die beauftragte Baufirma zu diesem Termin überhaupt Kapazitäten frei? Dass ein beauftragtes Unternehmen abspringen könnte, sei der Erfahrung nach unwahrscheinlich, erklärt der Bahnsprecher. Sollte dieser Fall doch eintreten, müsse eben neu ausgeschrieben werden. Nicht auszuschließen sei, dass die Kosten steigen, denn Baumaterial ist in den vergangenen Jahren stetig teurer geworden. Zwei Beispiele: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war der Preis für Zement von Mitte 2022 bis Mitte 2023 um mehr als 40 Prozent angestiegen, bei Sand stieg er um mehr als ein Fünftel.
Für den Fall einer Neuausschreibung wären neben der Sperrung von Strecken weitere Vorlaufzeiten für die Planung zu beachten. In der Regel vollzieht sich diese so: Die Deutsche Bahn, der regionale Verkehrsverbund und die betroffenen Städte einigen sich zunächst auf einen Termin für den Umbau. Im Anschluss werden Fördergelder beantragt. Danach folgt die Grundlagenplanung, bevor es in mehrmonatigen Phasen Schritt für Schritt immer mehr ins Detail geht. Irgendwann sei dann auch geklärt, wo auf dem Bahnsteig eine Vitrine platziert wird, beschreibt der Bahnsprecher den aufwendigen Prozess, der an Hauptbahnhöfen noch einmal deutlich komplexer sei. Ein Beispiel dafür findet sich in Duisburg: Die Modernisierung des Hauptbahnhofes soll bis 2028 abgeschlossen werden. Mit den Planungen war vor bald 15 Jahren begonnen worden.
In Hilden sollte es nicht so lange dauern und vielleicht werden weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht, denn die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen spricht sich dafür aus, an den Aufgängen zu den Bahnsteigen Radlaufhilfen zu installieren. Immer mehr Menschen würden ihre Zielorte mit einer Kombination aus Fahrrad und Zug ansteuern. Gerade schwere E-Bikes könnten ohne Radlaufhilfen kaum zu den Bahnsteigen getragen werden. Die gute Nachricht: Für eine solche Modernisierungsmaßnahme müssten keine Bahnstrecken gesperrt werden.