Umfrage: „Der Pfarrsaal ist zu klein“
Die Gruitener sprechen sich am WZ-Bus für den Erhalt ihres Bürgerhauses aus.
Gruiten. Geht es nach dem Willen von CDU und FDP, wird das Bürgerhaus Gruiten Mitte 2012 geschlossen. Das Grundstück wird verkauft, die Einnahmen zur Tilgung der städtischen Schulden verwendet.
Als Ersatz für die Versammlungsstätte ist der Pfarrsaal der katholischen Gemeinde in Gruiten-Dorf im Gespräch. Der soll entsprechend umgebaut und renoviert werden. Betreiben wollen den Saal die Mitglieder des Vereins Phoenix. Die Kosten für den Umbau beziffert der Verein auf 460 000 Euro.
Das ist genau die Summe, die für die Sanierung des Bürgerhauses zurückgestellt wurde — allerdings auch als Kredit von der Stadt aufgenommen werden müsste.
Was sagen die Gruitener zu diesen Plänen? Akzeptieren sie diesen Vorschlag, oder ist der Pfarrsaal in Gruiten für sie keine Alternative? Die WZ fragte am Mittwoch in Gruiten nach: Heinz Boes wollte seinem Ärger schon seit langem Luft machen.
Am Mittwoch brach es dann aus ihm heraus: „Früher war Gruiten eine gesunde Gemeinde. In Haan muss ein Sieb sein, durch das alles Geld versickert. Wo sonst hat die Stadt das Vermögen versteckt, dass sie mit dem Verkauf von Grundstücken in Gruiten verdient hat?“
Jetzt sei es an der Zeit, dass wieder etwas investiert wird, damit das Bürgerhaus erhalten bleibt.
Annelie Erdmann nickte zustimmend. „Wenn ich eine Immobilie habe, dann muss ich sie auch pflegen.“ So hätte das marode Dach des Schwimmbades rechtzeitig renoviert werden müssen. Der Pfarrsaal im Dorf sei keine Alternative. „Beim Tanz in den Mai waren 400 Gäste im Bürgerhaus. Wie sollen die in den Pfarrsaal passen?“, fragte Boes.
Nicht nur der Platz im Kirchensaal sei zu klein, ergänzte Doris Kleinsteinberg: „Für 150 Leute sind doch gar keine Parkplätze vorhanden. Und die bergigen Wege im Dorf mit dem Rollator zu überwinden — das ist unmöglich.“
Und wenn junge Leute feiern, könnte es durchaus etwas lauter werden. „Rund um den Pfarrsaal ist die Bebauung sehr eng“, fügte sie hinzu. Sie ist für den Erhalt des Bürgerhauses: „Es schwebt ja im Raum, dass rund 400 000 Euro in den Pfarrsaal investiert werden müssten. Warum kann man das Geld nicht in das Bürgerhaus stecken?“
„Die Stadt hat so lange mit der Sanierung des Bürgerhauses gewartet, bis kein Geld mehr da war“, sagte Peter Küpper: „Das ist Taktik, sonst wäre dort doch in besseren Zeiten investiert worden, so wie es jeder Hausbesitzer auch macht.“
Der Pfarrsaal im Dorf sei keine Alternative. „Der liegt dezentral. Da gibt es keine Parkplätze, und das Raumangebot ist auch nicht gut.“ Sein Vorschlag: Die Stadt verkauft einen Teil des Bürgerhaus-Geländes und finanziert damit einen Neubau an der Düsselberger Straße.
Marlies Bruns, Vorsitzende der Awo Gruiten, fürchtet um die Zukunft des Vereins „Ohne das Bürgerhaus fällt ein Großteil unseres Angebots weg.“ Im Juni fahre die Awo-Gruiten mit zahlreichen über 80-Jährigen weg, „Das kostet die Mitreisenden keinen Cent. Aber das können wir nur bezahlen, wenn wir hin und wieder etwas einnehmen, wie zum Beispiel bei unserem jährlichen Basar im Bürgerhaus“, sagte sie.
Der Pfarrsaal im Dorf würde zwar den Gästen ausreichend Platz bieten, aber die Küche sei nicht darauf ausgelegt, um deren Bewirtung auf die Beine zu stellen.