Viele Fragen zur Gesamtschule
Schuldezernentin Dagmar Formella lässt sich von der Bezirksregierung zum Thema Gesamtschule beraten.
Nach langer kontroverser und grundsätzlicher Diskussion waren sich alle Ratsfraktionen im Bildungsausschuss am Ende dann doch überraschend einig. Schuldezernentin Dagmar Formella wird am 27. Mai zur Bezirksregierung nach Düsseldorf fahren und sich dort beraten lassen, welche Bedingungen für die Errichtung einer neuen Gesamtschule in Haan notwendig sind. Dazu gehört unter anderem ein formaler Ratsbeschluss. Den könnte der Stadtrat möglicherweise noch vor der Sommerpause am 16. Juni fassen.
Dann könnte die Gesamtschule frühestens 2017 an den Start gehen. Die bestehende Haupt- und die Realschule sollen dann aufgegeben werden. SPD, GAL und WLH (zusammen 19 Sitze im Rat) können sich gut eine Gesamtschule in Haan vorstellen. CDU und FDP (zusammen 16 Sitze) haben Bedenken. UWG (1 Sitz), AfD (2 Sitze) und Bürgermeister Knut vom Bovert (1 Stimme) haben sich noch nicht eindeutig positioniert. Die FDP bezweifelt, ob es in Haan genug Schüler für zwei Oberstufen (Gesamtschule und Gymnasium) gibt und ob es sinnvoll sei, zwei Drittel bis drei Viertel der Haaner Schüler zum Abitur zu führen, erläuterte Fraktionsvorsitzender Michael Ruppert.
Die CDU will erst das Ergebnis der Schulträgerberatung der Bezirksregierung abwarten und dann eine Grundsatzentscheidung treffen, so Tobias Kaimer. „Eine zweite Oberstufe wirkt sich schädlich auf die Oberstufe des Gymnasiums aus“, glaubt dessen Leiterin Friederike von Wiser und fürchtet um Qualität und Vielfältigkeit des Angebots. „Nur mit Haaner Schülern ist die Hauptschule längst am Ende“, machte dessen Leiter Markus Helf klar: „Ich weiß nicht, wovor das Gymnasium Angst hat.“ Die SPD stehe zum beschlossenen Neubau des vierzügigen Gymnasiums, unterstrich Uwe Elker.
„Die Hauptschule stirbt: Was machen wir mit diesen Schülern?“, fragte Elke Zerhusen-Elker (GAL). Sie könne die Einwände von der Leiterin des Gymnasiums nicht nachvollziehen: „Wir haben in NRW Zentralabitur.“ Wer entwickelt das pädagogische Konzept für eine neue Gesamtschule?, wollte Ruth Stäudtner im Rahmen des Kollegiums der Emil-Barth-Realschule wissen: „Werden wir daran beteiligt?“ Ja, signalisiert die CDU. „Das pädagogische Konzept entwickelt letztlich die neue Gesamtschule“, meinte Bildungsexperte Garbe.
Offen ist auch noch die Elternbefragung. Die CDU will die Eltern aller Grundschüler befragen — und die Eltern der Vorschulkinder dazu, so Kaimer.
Das hielt Edith Schlaack, Leiterin der Grundschule Bollenberg, nicht für sinnvoll: „Nach unseren Erfahrungen interessieren sich Eltern erst ab Klasse 3 für die Schullaufbahn ihrer Kinder.“ Die Einrichtung einer Gesamtschule ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden und muss von der Bezirksregierung Düsseldorf genehmigt werden, erläutert Pressesprecherin Stefanie Klockhaus.