Hilden/Haan Friedhöfe dienen Tieren als Lebensraum

Hilden/Haan. · Auf dem Gelände der Ruhestätten müssen Tiere kaum natürliche Feinde fürchten.

Markus Jäschke vom Hegering hat einen Teil einer Abwurfstange eines Rehbocks auf dem Hildener Nordfriedhof entdeckt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Hildener und Haaner Friedhöfe sind nicht nur Symbol für Tod und Erinnerung. Längst haben Wildtiere die Orte für sich entdeckt. Von den Besuchern bleiben sie jedoch meist unentdeckt. Markus Jäschke vom Hildener Hegering allerdings kennt die heimlichen Gäste: „Immer mehr Tiere leben in der Stadt. Rehe, Füchse und Igel sind keine Seltenheit.“ Aber auch Nutrias sind schon gesichtet worden. Ebenso Waschbären: „Die können ganz schön Ärger machen“, weiß Jäschke.

„Viele Tiere in den Städten sind nachts unterwegs, wenn es in den Städten ruhiger wird.“ Die Bürger entdecken meist nur die Spuren, die die Tiere hinterlassen: „Sie untersuchen Mülleimer, zerrupfen gelbe Säcke oder suchen nach Futter.“

Rehe haben es auf die jungen Knospen der Pflanzen abgesehen

Besonders Rehe tummeln sich gerne auf den heimischen Friedhöfen. Sie richten kaum großen Schaden an, haben es aber auf die Knospen der Pflanzen abgesehen. Selbst Mauern wie am Nordfriedhof und Zäune sind für die Tiere kein Problem: „Ein Reh springt locker 1,60 bis 1,80 Meter hoch.“

Weitere tierische Besucher sind Füchse, Igel und Gänse: „Die suchen bei der aktuellen Trockenheit nach Alternativflächen“, so Jaeschke, der auch Marder und Eichhörnchen schon dort gesichtet hat. „Auf dem Nordfriedhof lebt eine umfangreiche Fledermaus-Population“, berichtet der Jäger. Aufmerksame Beobachter können auch schon mal den Blick auf eine Eule erhaschen.

„Wer mit offenen Augen über den Friedhof geht, kann Trittsiegel oder die Losung der Tiere entdecken. Das Gehör kann für die Geräusche der Tiere geschult werden. Es gibt Apps für Mobiltelefone, mit denen man die verschiedenen Tierarten anhand ihrer Geräusche identifizieren lernt.“

Um einen Blick auf die menschenscheuen Besucher zu erhaschen rät Markus Jaeschke folgendes: „Besonders an Wasserstellen lassen sich Tiere gut beobachten. Einfach ruhig verhalten und abwarten.“ Zeigt sich ein seltener Gast bittet Markus Jaeschke: „Abstand halten und nicht anfassen. Und vor allem nicht füttern.“ Viele Vögel, die vermeintlich hilflos auf dem Boden herumhüpfen brauchen nicht zwingend menschliche Hilfe. „Lieber den Fachmann fragen“, rät Jäschke.

So sehr sich die Wildtiere auch an den Lebensraum Stadt angepasst haben – manchmal wird er ihnen doch zum Verhängnis. Und dann beginnt für Markus Jäschke und seine Kollegen vom Hegering der unangenehme Part seiner ehrenamtlichen Arbeit. Wenn die Dämmerung hereinbricht und die Stadt langsam erwacht, machen sich viele Tiere auf den Weg zurück ins Grün. „Gegen vier, fünf Uhr morgens kommt es häufig zu Wildunfällen“, stellt Markus Jäschke fest. „Wir haben die Verpflichtung, zu den Unfallstellen zu fahren.“

Oft kommt für die Tiere jede Hilfe zu spät. Was den Naturschützer aber ärgert: „Wenn der Fahrer vom Unfallort flüchtet, haben wir nicht einmal die Chance, verletzte Tiere zu finden und sie von ihrem Leid zu erlösen.“ Für Jäschke eine Frage der Ethik: „Der Tod begleitet uns alle, auch wenn wir uns nur ungern damit befassen wollen. Als Jäger sind wir damit jedoch enger verbunden.“ Umso mehr freut es ihn, wenn er mit seinem Setter Charlie vom Helenstein durchs Revier streift und die Spuren einer friedlichen Koexistenz von Menschen und Tieren findet. Manchmal eben auch auf dem Friedhof.