Walter Held - Märchenerzähler auf Bestellung

Der Hildener Walter Held erzählt Märchen in Schulen, Altenheimen und bei Hochzeiten.

Hilden. „Was willst du deinem Enkel eigentlich mal erzählen?“ An diese Frage kann sich Walter Held noch gut erinnern. „Es war die erste Frage, die mir meine Tochter an einem besonderen Tag gestellt hat“, sagt er. Es war der Tag, an dem sie ihm gesagt hat, dass er bald Großvater wird.

Im Gegensatz zu seiner Frau, die den beiden Kindern abends immer eine Geschichte vorlas, hatte er ihnen eigentlich häufig nur das erzählt, was er am Tag erlebt hatte. Inzwischen im Ruhestand wollte Walter Held, der als Sozialpädagoge gearbeitet hatte, das bei seinem Enkel anders machen und tauchte vor rund elf Jahren in die Welt der Märchen ein. „Ich habe mir eine Märchenzeitschrift bestellt und erst einmal herausgefunden, was es mit den Märchen eigentlich auf sich hat, und dass sie einstmals für Erwachsene geschrieben worden waren“, sagt der Hildener.

Dann fing er an, entsprechende Kurse zu besuchen. Als ihn ein Kursleiter dann ansprach und ihm sagte, dass er auch das Erzählen lernen könnte, hat Walter Held zunächst gelacht. „Ich dachte, das könnte ich nie. Dann aber habe ich es versucht, und es ging mir erstaunlich leicht von der Hand“, stellte er fest. Und auch, dass es viel schöner sei, seinem Gegenüber beim Märchenerzählen in die Augen schauen zu können.

Er wurde Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft, besuchte Kongresse, auf denen Märchen erzählt wurden, und bekam viele Anregungen. „So ist aus dem Großvater, der eigentlich nur seinem Enkel etwas erzählen wollte, ein Halbprofi geworden“, sagt der Märchenerzähler mit der wohlklingenden Stimme und schmunzelt.

Inzwischen werde er oft zu runden Geburtstagen oder Hochzeiten „verschenkt“, gehe aber auch in Seniorenheime, Weinstuben und in Schulen. Hauptsächlich erzählt er Volksmärchen der Brüder Grimm, aber auch orientalische, beispielsweise aus „1001 und einer Nacht“. Im Herbst sollen noch rumänische Märchen dazukommen.

Zu erzählen, das sei immer ein spannendes, schönes Erlebnis, bei dem der Erzähler auch viel zurückbekomme. „Kürzlich habe ich auf einem Abenteuerspielplatz erzählt und fand es herrlich, mit welch einfachen Geschichten man die Kinder auch heute noch begeistern kann“, sagt Held.

Die Kinder dürften sich immer auch ein Märchen wünschen und würden oft den „Froschkönig“ wählen. „Ich mochte das Märchen eigentlich nicht besonders, habe mich dann aber mit der Symbolik in der Geschichte intensiv beschäftigt. Und seitdem ist es mein Lieblingsmärchen“, sagt Walter Held. Das ist in seinem Haus im Süden Hildens sofort zu sehen. Der eine oder andere Frosch mit goldener Krone sitzt dort im Bücherregal und auf der Fensterbank.