Warum Haans Straßen verfallen

Die Kommune findet keine Ingenieure. Der Investitionsstau beträgt bereits 7,5 Millionen Euro.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Straßen sind teuer. Nach 45 bis 60 Jahren müssen sie kostspielig grunderneuert werden, sagen Fachleute. Werden Straßen jedoch gepflegt (nach 30 Jahren neue Deckschicht, nach 60 Jahren neue Deck- und Binderschicht), kann die Nutzungsdauer einer Straße auf bis zu 90 Jahre verlängert, können erhebliche Kosten gespart werden.

In Haan passiert allerdings genau das Gegenteil. Weil zu wenig investiert wird, verfallen die städtischen Straßen mehr und mehr. Das steht schwarz auf weiß in einer Vorlage des Tiefbauamtes, die jetzt im Verkehrsausschuss diskutiert wurde. Im vergangenen Jahr musste die Gartenstadt 1,1 Millionen Euro von ihrem Anlagevermögen „Straße“ abschreiben.

Eigentlich müsste man ebenso viel Geld jedes Jahr in die Straßenerneuerung investieren, erläutert Tiefbauamtsleiter Guido Mering. 29 Straßen sind dringend zu erneuern. Das sollte schon vor sechs Jahren geschehen. Tatsächlich wurden bisher aber lediglich 7,5 Straßen saniert. „Wir vernichten jedes Jahr Geld“, kritisierte Meike Lukat (WLH): „Die Straßen sind immer weniger wert. Wir lehnen es ab, in eine Flickschusterei zu investieren.“ Das Abarbeiten der Prioritätenliste sei aus verschiedenen Gründen schwierig, erläuterte Technischer Dezernent Engin Alparslan. Das Geld sei knapp und vom Stadtrat für andere Projekte eingesetzt worden. Für den Unterhalt der Straßen stehen pro Jahr rund 166 000 Euro zur Verfügung, für die Instandsetzung rund 117 000 Euro im Mittel.

„Es gelingt uns nicht, zwei freie Ingenieur-Stellen zu besetzen“, erklärte Alparslan: „Eine Stelle ist schon seit 1,5 Jahren vakant.“ Dann müsse die Stadt den Ingenieuren halt mehr bezahlen, meinte Lukat. Dies lassen die geltenden Tarifverträge nicht zu, warf Rechtsanwalt Harald Giebels (CDU) ein. „Wir stellen fest: Die Ingenieure, die wir brauchen, gibt es nicht“, wandte sich Alparslan sichtlich genervt an Lukat: „Das müssen Sie einfach zur Kenntnis nehmen.“ „Sollen wir keine Kitas mehr und dafür Straßen bauen?“, fragte Jörg Dürr (SPD). Die Stadt könne sich nicht um alle Probleme gleichzeitig kümmern. Andreas Rehm (GAL) wünschte sich mehr Ehrlichkeit, dass es nicht nur um Kosten, sondern auch um Wichtigkeit geht. Einstimmig wurde beschlossen, im nächsten Haushalt 1,1 Millionen Euro für Straßen vorzusehen. Diese Empfehlung wird wohl im Haupt- und Finanzausschuss kein Gehör finden. Mering: „Mit dem vorhandenen Personal können wir 1,1 Millionen Euro im Jahr gar nicht verbauen.“