Seeräuberball 2025 in Hilden „Die Musik ist gut, die Stimmung auch“

Hilden · Insgesamt 2000 bestens gelaunte und fantasievoll gekleidete Jecken und Narren enterten am Samstagabend die Stadthalle, in dessen Innerem die größte Kostümparty der Region gefeiert wurde.

Der Seeräuberball in Hilden gilt als größte Kostümparty in der Region.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wummernde Bässe pressen sich durch die geschlossenen Türen hindurch. Scheinwerferlicht blitzt auf den Vorplatz zur Stadthalle hervor, auf dem sich lange Warteschlangen gebildet haben. Die Einlasskontrollen sind selbst für Piraten und Prinzessinnen, elegante Elfen, humorvolle Clowns und bunte Fabelwesen gleichermaßen intensiv. Taschen werden gefilzt, der Körper samt Kostüm nach verbotenen Gegenständen abgetastet. „Guten Abend, das Ticket bitte“, grüßen Lena Peters, Vorsitzende der KG Kniebachschiffer, und Kevin Buchner, Vize-Chef der Jecken Fründe, die eintreffenden Gäste. Routiniert werden die Eintrittskarten gescannt. „Bitte ein Bändchen holen“, lautet die weitere Anweisung für die Besucher. Und schon kann es losgehen.

Jene, die sich beim Warten vor dem Eingang noch nicht gesehen und gegrüßt hatten, holen das in der Stadthalle, auf den Gängen oder auf der Tanzfläche nach. Der Seeräuberball ist zugleich ein Treffpunkt für viele Hildener, auf dem man sich wiedersieht, egal, wohin einen das Leben auch verschlagen hat. Zahlreiche Piratenflaggen hängen von den Decken. DJ Dirk Kern hat sich für den Seeräuberball ebenfalls in Schale geworfen und legt hier als Captain Jack Sparrow auf. Tatsächlich laufen und tanzen hier deutlich weniger Piraten und Piratenbräute herum, als in der Vergangenheit. Auch andere Verkleidungen setzen sich durch, was für ein buntes Bild sorgt. Der Fantasie scheinen keine Grenzen gesetzt, so dass hier eine leuchtende Stehlampe aus Omas Wohnzimmer mit einem Reh tanzt und sich wenige Meter weiter eine pralle Schneewolke neben einem verrückten Professor ausgelassen zeigt.

Für Daniel (39) und Janine (38) ist es ihr erster Seeräuberball-Besuch. „Sonst haben wir immer donnerstags im Zelt gefeiert“, erzählt Janine. Doch der Ball gefällt ihr auch ganz gut. „Eigentlich mag ich es aber, wenn etwas weniger los ist.“ Bei 2000 Gästen stolpern die Besucher eigentlich unausweichlich übereinander. „Man trifft hier sehr viele Menschen, die man kennt“, bestätigt Martin (28) aus Erkrath. Kumpel Jason (29) aus Hilden ist bereits zum zweiten Mal auf dem Ball und hat diesmal Freund Tim (28) aus Solingen ermutigt, mitzukommen. „Leider gibt es ja sonst kaum Möglichkeiten, Karneval zu feiern“, bedauert Jason. Früher sei er viel in Solingen feiern gewesen. Doch seit seine Stammkneipen geschlossen haben, muss er sich neu orientieren. Der Seeräuberball gefalle ihm ganz gut, wenngleich er die Getränkepreise als teuer empfindet. „Das ist ja teilweise teurer als im Club“, sagt Tim. Dabei heißt es, trinken für den guten Zweck: Alle Einnahmen kommen dem Brauchtum Karneval und dem Hildener Rosenmontagszug zugute. Mit Freunden, so stellt der Solinger Gast klar, würde er denn auch trotzdem noch ein zweites Mal kommen. „Alleine würde ich mir das tatsächlich überlegen.“

Doch lange alleine bleibt auf dem Ball sowieso niemand. Auch Nici (55) aus Hilden und Ina (52) aus Erkrath sind sich zufällig an der Garderobe begegnet. „Ich komme gerne, weil ich viele kenne und die Stimmung gut passt“, äußert Nici. Für Ina ist es ihr erster Seeräuberball. Doch der erste Eindruck scheint positiv: „Die Musik ist gut, die Stimmung auch. Der Ball ist eine schöne Gelegenheit, um sich auf den Rosenmontagszug einzustimmen.“

Für die beiden veranstaltenden Karnevalsgesellschaften, Kniebachschiffer und Jecke Fründe, ist der Seeräuberball mittlerweile eine bedeutende Traditionsveranstaltung. Seit 22 Jahren gibt es diese außergewöhnliche Kostümparty nun schon in der Itterstadt. „Angefangen hat damals alles mit den Kniebachschiffern im Haus Tillmann“, berichtet Kniebachschiffer-Präsidenten Lena Peters. Nicht aus ihrer eigenen Erinnerung, sondern aus Erzählungen weiß sie davon. Peters ist 24 Jahre jung und seit vergangenen Jahr als Präsidentin im Amt.

Nach Haus Tillmann ging es für den Ball ins Festzelt auf die Mittelstraße, wo die Kniebachschiffer mit den Jecken Fründen kooperierten. „Das Zelt mit 1400 Gästen wurde dann aber auch zu klein, sodass wir zum zweiten Mal in die Stadthalle gekommen sind“, erzählt Fründe-Präsident Christian Schumacher. Für die Veranstalter sei der Ball ein Selbstläufer und immens wichtig für den Hildener Karneval. Ein Großteil der Einnahmen aus dem Ball fließt nämlich in den Rosenmontagszug. Damit wird Wurfmaterial finanziert, das in diesem Jahr besonders teuer ist. „Ohne den Ball“, sagen die Präsidenten einstimmig, „wäre Karneval für uns nicht möglich.“