Hilden Preis für Reihenhaus schreckt ab
Hilden. · Mit einem Jahr Verspätung werden jetzt die ersten Häuser auf dem Areal der Albert-Schweitzer-Schule angeboten.
Nicole Lüffe und ihr Mann suchen seit sechs Jahren ein bezahlbares Haus in Hilden. Aus dem Paar ist inzwischen eine kleine Familie mit Kind (4) geworden: „Wir sind beide Hildener und wollen gerne hier bleiben“, erzählt Lüffe. Beide arbeiten im öffentlichen Dienst und verdienen nicht schlecht. Die Familie interessiert sich für ein Haus auf dem Gelände der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule.
Doch als sie jetzt ein Angebot der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Hilden (WGH) bekamen, musste Nicole Lüffe nach Luft schnappen. Die sieben geplanten Reihenhäuser entlang der Lindenstraße sollen zwischen 505 000 und 580 000 Euro kosten. „Das macht mich richtig traurig und depressiv“, sagt Nicole Lüffe: „Das sollten doch bezahlbare Häuser speziell für Familien aus Hilden werden. Wer kann solche Preise bezahlen?“ Dieses Niveau könne sich die kleine Familie nicht leisten: „Und für eine Sozialwohnung verdienen wir zu viel.“ Viele Hildener könnten sich Hilden offenbar schlicht nicht mehr leisten.
Rat und Verwaltung wollen
etwas gegen Überteuerung tun
Dagegen wollten Rat und Verwaltung etwas tun - mit dem Schweitzer-Areal. Dort sollen bis zu 125 Wohnungen entstehen. Doch die Vorgeschichte des derzeit größten städtischen Bauprojekts ist lang - und voller Stolpersteine. Manche waren absehbar einige nicht. Allein mehr als sieben Jahre haben Politik und Bürger diskutiert und gestritten.
Bei der ersten Offenlage 2013 brachten Bürger 384 Einwände vor, bei der zweiten 2014 waren es 151. Dann nahm Deutschland 2015 innerhalb kürzester Zeit eine Million Flüchtlinge auf. Die alte Hauptschule wurde auf Bitten der Bezirksregierung Düsseldorf zu einer Notunterkunft des Landes. Dann wollte die Politik die sieben Reihenhäuser preisgünstig an eine Bauherrengemeinschaft abgeben. Dafür fanden sich aber nicht genug Erwerber. Also übertrug die Stadt die Grundstücke an ihre Wohnungsbaugesellschaft. Sie sollte die sieben Reihenhäuser errichten und verkaufen.
Das war leichter gesagt als getan. WGH-Geschäftsführer Andre von Kielpinksi-Manteuffel musste bei Null anfangen. Erst einen Architekten finden, der einen Entwurf lieferte, dann einen Generalunternehmer, der die Häuser gut und günstig errichtete. Baufirmen haben sehr gut zu tun. Manteuffel hofft, dass der Generalunternehmen in den nächsten zwei Wochen den Vertrag unterschreibt. Dann könnte es noch im ersten Halbjahr 2019 losgehen. Nach zwölf bis 15 Monaten sollen die sieben Reihenhäuser bezugsfertig sein.
Die klamme Stadt kann Grund und Boden nicht verschenken
Der Stadtrat hat den Grundstückspreis festgelegt (450 Euro/Quadratmeter). Das entspricht den Bodenrichtwerten. Weil es die klamme Stadt sich nicht leisten kann und will, ihr Grundstück zu verschenken. Auch der Baustandard wurde von der Ratsmehrheit festgelegt: KfW 55-Bauweise. „Dieser Niedrigenergie-Standard ist deutlich höher als normal und entsprechend teurer“, bestätigt Manteuffel: „Das müssen wir weitergeben.“
Die Baupreise liegen zwischen 3200 und 3300 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. In den vergangenen Jahren sind die Baupreise pro Jahr jeweils um drei bis fünf Prozent gestiegen: in den vergangenen zehn Jahren (etwa so lange läuft das Projekt schon) also um mindestens 30 (!) Prozent. Dieser Fakt, der vom Rat beschlossene Grundstücks-Marktpreis und die vorgeschriebene Bauweise sorgen dafür, dass am Ende ein Kaufpreis von mindestens 505 000 Euro für ein Reihenhaus herauskommt. Wohlgemerkt: Das politische Ziel hieß einst: bezahlbare Wohnungen schaffen für Familien. Nicole Lüffe, ihr Mann und ihr Kind sind eine Hildener Familie: Bezahlbar ist das Angebot für sie aber nicht mehr.