Wohnungen statt Shoppingcenter?
Ein Grundstückseigentümer möchte am Neuen Markt Wohnungen bauen. Das würde das Shopping-Center stoppen.
Das „Windhövel“-Einkaufscenter ist Haans umstrittenstes Bauprojekt überhaupt und eines mit einer langen Geschichte. Seit sage und schreibe 20 Jahren wird über den neuen Kunden-Magneten zur Belebung der Innenstadt diskutiert und gestritten — auch vor Gericht. Das Oberverwaltungsgericht hat zwei Bebauungspläne für unwirksam erklärt. Im Februar 2012 unternahm die Politik einen dritten Anlauf und beschloss erneut, einen Bebauungsplan aufzustellen.
Im Ausschuss für Stadtentwicklung ging es wieder um das Schlüssel-Projekt in der Innenstadt. Der Eigentümer eines Grundstücks am westlichen Neuen Markt will dort Wohnungen bauen. Die Verwaltung stellte den Antrag im September 2014 für zwölf Monate zurück. Dagegen klagt der Antragsteller vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf. Die Verwaltung schlägt jetzt eine Veränderungssperre vor. Damit könnte die Stadt Haan Zeit gewinnen. Sie gilt bis September 2016 und könnte dann weiter verlängert werden: um ein Jahr, wenn die Voraussetzungen weiter gegeben sind; um zwei Jahre bei „besonderen Umständen“. Zu einer Veränderungssperre konnten sich die Ratspolitiker noch nicht entschließen. Sie vertagten — auf Wunsch der Wählerinitiative Lebenswertes Haan — eine Entscheidung in den Stadtrat am 16. Juni. Die SPD hält eine Veränderungssperre „grundsätzlich nicht für das geeignete Mittel“, erläuterte Walter Drennhaus: „Gespräche hätten mehr gebracht.“
Das sah Technischer Beigeordneter Engin Alparslan anders: „Es gab Gespräche (mit dem Antragsteller) über sechs Monate. Wenn wir das zulassen, war es das.“ Gemeint ist das geplante Windhövel-Einkaufscenter. Die Zahl der vom Antragsteller geplanten Wohnungen stehe den Plänen der Stadt entgegen. Alle vom Oberverwaltungsgericht festgestellten Mängel im Bebauungsplan sind behoben, versichert die Verwaltung. Im August will Alparslan das Innenstadt-Konzept vorstellen.
Dann soll es in den Bebauungsplan eingearbeitet werden, skizzierte er den Zeitplan: „Wir hätten drei Jahre Zeit bis 2018, um die Planungsreife zu erreichen. Wir haben nur einen Schuss.“ Die FDP sprach sich klar für eine Veränderungssperre aus. Die SPD fürchtet erneut Prozesse gegen den Bebauungsplan — und eine Schadensersatzklage des Antragstellers dazu. Letzteres sah der Technische Beigeordnete nicht. Die Immobilien Treuhand GmbH hat schon viel Zeit und Geld in das Projekt Windhövel-Center investiert. Steht das Unternehmen überhaupt noch hinter dem Vorhaben oder hat sie es längst aufgegeben? „Wir halten an dem Projekt fest“, versichert Horst Jütte, Mitglied der Geschäftsleitung: „Aber nur, wenn es für uns wirtschaftlich tragbar ist.“ Eine Veränderungssperre würde die ITG-Pläne nicht behindern. Die Verwaltung habe aufgrund von Gutachten den Bebauungsplan überarbeitet: „Das begrüßen wir sehr.“ Die ITG werde warten, bis der Rat den geänderten Bebauungsplan beschlossen hat.