Heimtücke oder Filmriss
Seit Freitag steht ein Mann (56) aus Erkrath vor Gericht, weil er im Vorjahr seine Ehefrau ermordet haben soll.
Erkrath/Wuppertal. Ein Gummihammer — 600 Gramm schwer — soll die Mordwaffe sein. An den Folgen von zehn brutalen Schlägen auf Kopf und Gesicht ist im August vorigen Jahres eine 50-jährige Erkratherin gestorben. Nachbarn hörten ihre Todesschreie, riefen die Polizei in die Einfamilienhaussiedlung im Stadtteil Hochdahl. Seit Freitag muss sich ihr 56 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Wuppertal wegen heimtückischen Mordes aus Habgier verantworten.
Nach Überzeugung der Anklage näherte sich der Frührentner am 24. August von hinten seiner arglosen Frau, als diese kurz vor 7 Uhr zur Garage ging. Diese Darstellung bestreitet der mittelgroße Mann mit dem nach hinten gekämmten, grauen Haar. Schon zwei Tage lang habe es Streit gegeben: „Es ging um Geld und um das ganze Drumherum.“ Auch mangelnden Sex habe seine Frau ihm vorgeworfen, lässt er später durch seinen Anwalt ergänzen. Bei einem Gerangel in der Garage sei seine Frau gegen eine Autotür gefallen, eine Seitenscheibe sei zu Bruch gegangen.
Laut Staatsanwaltschaft war es aber der Angeklagte, der mit seinem Hammer so weit ausholte, dass er die Autoscheibe einschlug. Vorher soll er eine Plastiktüte über den Kopf seines Opfers gestülpt und festgeklebt haben. Mit großer Kraft seien dann die tödlichen Hammerschläge ausgeführt worden.
Das Tatwerkzeug will der Angeklagte seiner Frau abgenommen haben, nachdem sie ihn zuerst geschlagen habe: „Danach weiß ich nichts mehr.“ Zur Besinnung sei er erst gekommen, als er seine Frau tot auf seinem Schoß liegend gefunden habe. „Sie sah so schlimm aus“, sagt der Angeklagte mit erstickter Stimme. Deshalb habe er ihr Gesicht mit der Tüte verdeckt. Nach dieser Schilderung unterbricht das Gericht die Sitzung, gibt dem Erkrather Zeit, seine Fassung wieder zu gewinnen.
Von Habgier könne keine Rede sein. Mit leiser Stimme erklärt der Rentner, wie seine Frau ihm am Tag vor der Tat erdrückende Schulden offenbart habe. Ein Anwesen in der Normandie sei zwar schuldenfrei, dem Haus in Erkrath und vermieteten Wohnungen in Wuppertal drohe aber die Zwangsversteigerung.
Sie werde mit Haftbefehl gesucht, soll die Frau gesagt haben. Weshalb, lässt der Angeklagte offen. Am Morgen habe sie Geld beschaffen wollen, ohne zu sagen, woher. Das sei der Auslöser für den letzten Streit gewesen: „Ich habe sie nicht töten wollen.“
Laut Anklage soll der 56-Jährige das gemeinsame Vermögen für sich allein gewollt haben, außerdem das Geld einer Lebensversicherung seiner Frau über 130 000 Euro. „Ich habe mich um die finanziellen Sachen nie gekümmert“, sagt der Mann. Das habe er seiner Frau überlassen.
Der frühere EDV-Angestellte ging 2002 wegen einer Krankheit in Rente, gibt 2000 Euro als monatliches Einkommen an. Er halte vier Hunde, gehe zur Jagd, habe drei Autos, sagt der 56-Jährige. Von einer Erbschaft hatte das Paar das gemeinsame Haus in der Normandie gekauft. Dort ist der Angeklagte seit Jahren aus steuerlichen Gründen gemeldet.
“ Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.