NRW Moschee wird zur Impf-Praxis
Ratingen · Die Moscheegemeinde und der Kreis Mettmann hatten für Samstag zur Impfaktion aufgerufen. Trotz Urlaubszeit nahmen zahlreiche Menschen das Angebot an.
Auf dem Parkplatz vor der Moschee stehen zwei Einsatzwagen des Roten Kreuzes. Vor der Tür hat sich schnell eine Schlange gebildet. Alle haben die ausgefüllten Unterlagen in der Hand und warten mit Maske und angemessenem Abstand darauf, dass sie an die Reihe kommen.
Die meisten Menschen, die zur Impfaktion in die Moschee Ayasofya gekommen sind, gehören der muslimischen Gemeinde auch an. Es ist eine gemeinsame Aktion des Moscheevereins und des Kreises Mettmann. „Das Impfzentrum hat uns gefragt, ob wir die Möglichkeit für eine Impfaktion hätten“, erzählt der Vorsitzende des Moscheevereins, Mirac Akpinar. „Wir stellen die Räumlichkeiten zur Verfügung. Wir sind immer bereit zu helfen, wenn wir es können. Das machen wir gerne.“
Natürlich sind viele Gemeindemitglieder gerade in Urlaub, weil sie im vergangenen Corona-Jahr darauf verzichten mussten. Trotzdem haben die Mitarbeiter des Impfteams alle Hände voll zu tun. Und wenn es Verständigungsschwierigkeiten gibt, stehen Mirac Akpinar und andere Gemeindemitglieder als Übersetzer zur Verfügung.
Hilal Beyza Karayel ist eine von ihnen. „Ich finde die Impfaktion hier toll“, erklärt sie. „Somit können sich Leute, die beim Arzt oder im Impfzentrum keinen Termin bekommen haben, impfen lassen.“ Für die Impfaktion ist keine Anmeldung erforderlich. Geimpft wird mit dem Impfstoff von Biontech. „Es ist auch eine gute Aktion für die Moschee“, meint Hilal Beyza Karayel. „Das sticht ins Auge. Vor allem für die Leute, die nicht so gut deutsch sprechen und sich nicht trauen, beim Arzt anzurufen.“ Da bietet die Moschee eine vertraute Umgebung.
Hilal Beyza Karayel selbst ist bereits geimpft. „Ich habe zum Glück einen Termin beim Arzt bekommen“, verrät sie. Heute begleitet sie ihre Schwester, die sich impfen lassen möchte. „Zur seelischen Unterstützung“, meint sie lächelnd. Eine junge Frau hat den Impfprozess bereits durchlaufen und sitzt draußen an einem der Tische, wo auch die Ruhezone eingerichtet wurde. Auch sie gehört der Gemeinde an. „Es ist meine erste Impfung“, sagt sie. „Bis jetzt geht es mir gut.“ Eigentlich wollte sie sich gar nicht impfen lassen. „Wegen der ganzen Gerüchte“, erzählt sie. „Die meisten Leute haben Angst, weil der Impfstoff so schnell entwickelt wurde. Normalerweise braucht so etwas Jahre.“ Es sind die mit einer Impfung verbundenen Freiheiten, die sie letztendlich dazu gebracht haben, sich doch impfen zu lassen.
An einem anderen Tisch sitzt eine Ratingerin, die gerade die Formulare ausfüllt. Sie ist kein Gemeindemitglied, sondern hat von der Impfaktion gelesen. Auch sie wollte sich eigentlich nicht impfen lassen. „Ich habe mich lange gesträubt“, gibt sie zu. „Aber man fühlt sich inzwischen dazu gedrängt.“ Der Druck in der Gesellschaft sei stärker geworden. Vor allem ihre Urlaubspläne haben entscheidend dazu beigetragen, dass sie das Angebot in der Ayasofya Moschee angenommen hat. „Wir wollen im Oktober nach Gran Canaria“, verrät sie und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Dort ist das Wetter besser als hier.“ Mittlerweile ist sie die einzige, die noch nicht geimpft ist. „Meine ganze Familie ist schon geimpft.“ Doch das soll sich heute ändern, wie für andere, die das Angebot wahrgenommen haben.