Kindheit im Neandertal

Wie fühlt es sich an, Kleidung aus Fell zu tragen? Oder barfuß zu laufen? In der neuen Ausstellung des Neanderthal Museums können „Steinzeitkinder“ das ausprobieren.

Kreis Mettmann. Barfußlaufen war in der Steinzeit bei Kindern angesagt. Das weiß Aaron ganz genau.

„Und das war nicht immer angenehm. Sie mussten auch über harten Untergrund laufen“, sagt der Neunjährige aus Haan.

Zum Beispiel auf der Jagd, denn die Kinder vor tausenden von Jahren „waren auch mit den Erwachsenen unterwegs und haben Fische gejagt“, erklärt Aaron.

Gestern hatte der junge Steinzeitexperte mit anderen Kindern seinen großen Auftritt im Mettmanner Neanderthal Museum, das seine neue Sonderausstellung „Steinzeitkinder“ eröffnete. Sie ist bis zum 3. November zu sehen (siehe Infokasten). Die Kinder hießen die Besucher willkommen und erzählten ihnen, was es mit den Exponaten und Stationen der Ausstellung auf sich hat.

Es ist kein Zufall, dass sich das Neanderthal Museum gerade jetzt mit dem Thema Kindheit auseinandersetzt. „Zunächst einmal wollten wir wieder mehr etwas für Kinder bieten, nachdem die letzte Fotoausstellung eher ein erwachsenes Publikum angesprochen hat“, sagt Bärbel Auffermann, stellvertretende Museumsdirektorin. Zudem habe aber auch der Zeitpunkt schlicht gepasst. „Nichts ist besser, als eine Ausstellung für Kinder gerade vor den Sommerferien zu eröffnen“, sagt sie und hat den Wunsch, dass möglichst viele Familien mit ihrem Nachwuchs in den kommenden Wochen ins Museum an der Talstraße kommen.

Dass sich dies lohnt, davon konnten sich gestern schon einige Besucher überzeugen. Gerade für Kinder sind nicht nur die Exponate interessant — zum Beispiel Skelette von Kindern und Jugendlichen aus der Steinzeit, die in Gräbern in Italien und Österreich gefunden wurden. Sie stammen von der Universität Nürnberg-Erlangen, die die Ausstellung schon im dortigen Stadtmuseum gezeigt hat.

Es sind vor allem die Mitmach-Stationen, an denen die jungen Besucher aktiv werden können und dabei etwas lernen — etwa wie die Steinzeitkinder sich angezogen haben. Wie es sich anfühlt, barfuß über einen Waldboden zu laufen. Oder auch wie es ist, in einem Steinzeitzelt zu sitzen.

Dort hockte gestern Leyla (7) mit ihrer Schwester Dilek (5) und erklärte den Besuchern, dass es in prähistorischer Zeit keinen Teppich im Zelt gab. „Das war alles mit Fell ausgelegt. Und Steinzeitkinder haben mit ihren Familien auch nicht in Höhlen gelebt. Die waren zu feucht“, erklärte Leyla.

Währenddessen präsentierten die Schüler Emily (11), Yvonne (12) und Zita (11) der Teamschule aus Drensteinfurt in Westfalen eine selbst gebaute Steinzeitsiedlung. „Wir waren hier mal im Museum zu Gast. Und unsere Lehrerin hat dann einfach gefragt, ob das Museum Interesse an der Siedlung hat“, erzählte Emily. Das Beispiel zeigt, dass das Museum über die Grenzen des Kreises Mettmann hinaus bekannt ist.

Tief beeindruckt zeigten sich gestern die Kinder, wie ihre Altersgenossen vor tausenden von Jahren gelebt haben. Aaron: „Das war schon ein viel anstrengendes Leben. Aber auch glücklicher. Die Kinder lebten in viel größeren Sippen. Heute sind viele doch mehr alleine als in der Steinzeit.“