180 Jahre alt und kein bisschen grau

Am internationalen Tag des Baumes lohnt ein Blick durch den Südkreis Mettmann. Hier wachsen gleich mehrere besonders betagte Bäume.

Foto: Olaf Staschik

Auf etwas über 200 Jahre schätzt Karl Zimmermann das Alter einer Eiche zwischen LVR-Klinik und Dückeburg in Langenfeld. Eine „Altersgenossin“ in der Nachbarschaft ist schon abgestorben, eine andere war laut des Revierförsters innerlich so faul, dass der Stamm noch nicht einmal mehr als Brennholz zu gebrauchen war. „Bäume, die in unserem dicht besiedelten Raum die 200 erreichen, sind sehr selten“, sagt der 57-jährige Forstbeamte. Denn ganz abgesehen von Axt und Kettensäge, die aus Wirtschafts- oder Sicherheitsgründen zum Einsatz kommen — setze auch das Alter selbst dem Baum irgendwann so zu, dass er stirbt: „Das Holz wird spröde, die Äste brechen ab, die Eintrittspforten für Insekten und Pilze nehmen immer mehr zu. Wir Menschen werden ja auch nicht alle 100 Jahre alt.“

Foto: Ralph Matzerath

In Monheim zählt Zimmermann einige Buchen am Waldfriedhof zu den ältesten Bäumen der Stadt. „180 Jahre dürften die schon hinter sich haben.“ Offenbar wachsen die Bäume dort auf Bodenverhältnissen, die der Förster „sehr gedeihlich“ für Buchen nennt: tiefer Lehm, aber nicht zu nass, sonst wird die Wurzel faul. „Wo Buschwindröschen blühen und Ilex (Stechpalmen) grünen, da fühlt sich auch die Buche wohl“, weiß Zimmermann. Auf zu trockenen Böden mit viel Sand oder Kies sei den Bäumen dagegen kein langes Leben beschieden: „Da bekommen sie einfach nicht genug Nährstoffe.“

Eine Zeitgenossin von Goethe, Thomas Mann und Günter Grass ist dagegen mit der „Lieven-Eiche“ im Hildener Stadtwald zu finden. Sie ist vermutlich der älteste lebende Baum im Südkreis Mettmann. „Ausweislich der Messingplatte, die ihr und ihrem Namensgeber zu Ehren gestiftet wurde, soll sie 250 Jahre alt sein“, sagt Stadtförster Dennis Anders. Er selbst ist 219 Jahre jünger als die Lieven-Eiche, dieses Urgehölz unweit des Forsthauses. Schon deshalb hielte es der 31-Jährige für respektlos, das Alter der Stadtwald-Ältesten in Frage zu stellen.

Ende des 19. Jahrhunderts gehörte die schon damals über 120-jährige Eiche wie der gesamte Wald dem Gutsbesitzer, Kommunalpolitiker und Hildener Ehrenbürger Wilhelm Ferdinand Lieven (1839 bis 1902). Unverheiratet und kinderlos geblieben, schenkte er seine im Nordosten Hildens gelegenen Waldungen (730 Morgen) der Stadt. „Ein gesunder, starker Mischwald“, sagt Förster Dennis Anders über den heutigen Stadtwald: „Die rund 400 Hektar sind mit etwa 15 Hauptbaumarten und auch vom Alter der Bäume her so gut durchmischt bewachsen, dass weder Sturm noch Trockenheit, noch zum Beispiel der Borkenkäfer dem Wald etwas Gravierendes anhaben können.“

Gegenüber den alten Eichen und Buchen sind die Platanen an der Ittertalstraße in Haan geradezu Jungspunde: „Die dürften 60 bis 70 Jahre alt sein“, sagt Baumschulmeister Dirk Heilke. Gleichwohl findet der Fachmann vom städtischen Betriebshof, dass auch ihnen das Ältesten-Prädikat gebührt: „In der Innenstadt, wo viele Leute wohnen, ist es schon beachtlich, wenn Bäume das Rentenalter eines Menschen erreichen, allein wegen der Umplanungen.