33 Jahre Ehrenamt und immer noch reicht ihr der Dank

Lieselotte Stark engagiert sich seit 33 Jahren ehrenamtlich. Sie besucht Senioren im Karl-Schröder-Haus.

Langenfeld. Das Wohnzimmer ist liebevoll geschmückt. Tannengrün ziert den Kamin, die duftenden Makronen liegen in einer Schale auf dem Couch-Tisch. Lieselotte Stark sitzt auf dem Sofa. Ohne viel zu sagen, versprüht sie Herzlichkeit.

Über sich spricht sie wenig. Die 75-Jährige hört lieber zu. Sie will erfahren, was ihr Gegenüber erlebt hat. Heute oder vergangene Woche, wie er die Freizeit verbringt und wo er aufgewachsen ist.

Stark hat Interesse an Menschen, wie sie selbst sagt. „Es ist so spannend, was man über sie erfährt“, sagt sie. Und die Menschen, mit denen sie spricht, genießen die Aufmerksamkeit. Seit 33 Jahren besucht Stark Senioren im Karl-Schröder-Haus.

Sie bringt kleine Geschenke vorbei, spricht mit den Senioren oder ist einfach nur da. Damals hatte sie der evangelische Pfarrer angesprochen, ob sie nicht Lust habe, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Sie zögerte keine Sekunde. „Mein Mann war damals beruflich sehr eingespannt“, sagt sie. Ihr Kinder waren fast erwachsen. Sie wollte eine Aufgabe, die sie innerlich erfüllt.

Stark verfolgt auch die aktuelle Diskussion der Politik, eine Anerkennung für Ehrenamtler zu schaffen. Damit sollen auch für junge Menschen Anreize geschaffen werden, sich zu engagieren. „Das ist ein schwieriges Thema“, sagt Stark.

Denn junge Leute seien heutzutage einfach zu sehr schulisch oder beruflich eingespannt. „Alles ist schneller geworden, vieles ist auf der Strecke geblieben“, sagt Stark.

Ihre Tochter habe sich damals als 16-Jährige im Krankenhaus engagiert. „Sie hatte das Gefühl, unentbehrlich zu sein“, sagt Stark. Und dieses Gefühl gebe einem „unheimlich viel“. „Das Gefühl, das Menschen einem geben, ist der größte Dank“, sagt Stark. Schließlich sei sie nicht ehrenamtlich tätig, damit sie einmal im Jahr auf einer Feier im Rampenlicht stehe.

„In den Jahren hat sich vieles verändert“, sagt Stark. Heute seien die Senioren in den Altenheimen häufig kaum ansprechbar. „Das liegt auch an den ambulanten Pflegediensten.“

Die Senioren würden heute lange Zeit noch zu Hause gepflegt, bevor sie auf Pflegestationen in Altenheime kämen. Auf der anderen Seite gebe es heute aber auch Senioren in den gut ausgestatteten Wohnbereichen.

„Da sitzen wir dann im Wohnzimmer und unterhalten uns.“ Zurzeit betreut Stark dort auch eine 96-jährige Dame. Stark kennt sie noch von früher. Damals arbeitete sie als Kassierin. „Eine schicke Frau“, sagt Stark.

Früher besuchte Stark 18 Senioren, heute sind es nur noch neun. Mal macht sie drei oder vier Besuche wöchentlich, „es gibt aber auch Wochen, wo es zeitlich nicht passt“.

Die wenigsten verzichten auf den Besuchsdienst. „Das sind dann sehr einsame Menschen, die es gar nicht anders kennen“, sagt Stark. „Das Elend“, wie sie sagt, vieles das sie in Gesprächen erfuhr, nahm sie nie mit nach Hause. „Ehrenamtlich tätig sein kann man nur, wenn man mit sich im Reinen ist“, sagt Stark. „Und ich fühle mich pudelwohl.“

Die Weihnachtszeit ist für die zweifache Mutter besonders schön. Ihre Töchter und die drei Enkelkinder kommen jedes Jahr aus allen Himmelsrichtungen zusammen. Die Vorfreude, ihre Liebsten wieder in die Arme schließen zu können, sei riesig.

Bevor es aber nach Heidelberg zur Tochter geht, stehen noch drei Geburtstagsbesuche im Karl-Schröder-Haus an. Außerdem verteilt Stark an jeden noch eine Weihnachts-Überraschung.