Alter Markt erstrahlt in neuem Glanz
Zur Eröffnung wurde gestern beim großen Fest das bronzene Altstadtmodell präsentiert.
Monheim. Eine rustikal-karierte Wolldecke verhüllt das Monument auf hüfthohem Sockel — nur eine Kirchturmspitze, vermutlich St. Gereon, pikst schon hindurch. Rundherum hunderte Monheimer in sonniger Sonntagslaune, dazu eine Bluesband, die gleich aufspielen wird. Die Monheimer — so viel ist schon mal klar — versammeln sich gerne auf ihrem mit anthrazitfarbenem Basaltsteinen neugepflasterten Alten Markt. Fünf Demonstranten mit Schildern erinnern aber auch daran, dass etwas fehlt: „Schade, schade, wir trauern!“ Sie trauern um die sieben Kugelakazien, die die Stadt für die Neugestaltung fällen ließ. Etwa 3500 Unterschriften sammelten die Baumschützer für den Erhalt — vergebens.
„Schön war’s“, zitiert Bürgermeister Daniel Zimmermann einen der Plakatsprüche, und fügt selbst hinzu: „Schöner ist es geworden!“ Und erntet breiten Beifall. Die alte, rote Pflasterung sei eine Mode der 1980er Jahre gewesen, die neue aus Basalt entspreche hingegen der „historisch korrekten Anmutung“. Ebenso sei die Linde typisch für Monheim, weshalb im Herbst zum bestehenden Linden-Ensemble sieben neue Exemplare hinzukommen. Die Kugelakazie dagegen sei ein „amerikanischer Baum“, so der Bürgermeister.
Mehr als 2,5 Millionen Euro hat die Stadt in den Umbau ihres „kleinen Wohnzimmers“ (Zimmermann) investiert, weitere Arbeiten im Übergangsbereich zum Rheinbogen (Zebrastreifen, Parkplätze) stehen bis Herbst noch an. Unter dem Applaus der Umstehenden wird das Monument auf dem Sockel enthüllt. Neben Zimmermann bewerkstelligen dies der Bildhauer Felix Brörken, die städtische Tourismusmanagerin Maximiliane Richtzenhain und die Bauforscherin Maren Lüpnitz (TU Dortmund).
Die Wissenschaftlerin erkundete vor drei Jahren Keller und Mauerwerke der Altstadt. „Sie stehen hier mitten in der Baugeschichte Monheims“, fasst sie ihre Forschungsergebnisse zusammen. Die Historie des Areals reiche zurück bis zu ihrem romanischen Kern ab dem 11. Jahrhundert, aus dem sich dann die mittelalterliche Freiheit mit dem Schelmenturm entwickelte. Für die Freunde einer Stadtmauer hat Lüpnitz keine gute Nachricht: Vorgefundene romanische Mauern stammten wohl aus einer Uferbefestigung des 14. Jahrhunderts — „mit einer Stadtmauer hat es nichts zu tun“.
Ihre Forschungsergebnisse sind — neben dem Urkataster von 1829 und einer zeitgenössischen Zeichnung — eingeflossen in die Gestaltung des Monuments. Das Stadtmodell in Bronze zeigt Monheim Anfang des 19. Jahrhunderts — mit St. Gereon, der Altstadtkirche und dem Schelmenturm als höchste Bauwerke, im Modell etwa ein Finger hoch. Das Monheim von vor rund 200 Jahren, das hier auf einem Quadratmeter nachgebildet ist (inklusive einiger Erklärtexte und Blindenschrift), weist deutlich weniger Häuser auf als der heutige Altstadt-Kern — die Landwirtschaft ernährte die Bewohner noch gleich nebenan. „Seiner historischen Bedeutung gemäß hat der Platz einen würdigen Abschluss gefunden“, sagt Maren Lüpnitz.