Aus den Augen — aus dem Sinn
Die Freundschaft zu Kiriat Bialik in Israel besteht seit 20 Jahren. Faktisch gibt es sie nicht mehr.
Langenfeld. Mit Freundschaften ist das immer so eine Sache. Sie leben von gegenseitigem Interesse, vom Austausch und einer gewissen Regelmäßigkeit. Das gilt für private Verbindungen genauso wie für die zwischen Städten. Auch Langenfeld hat Partner- und Freundschaften und feiert in diesem Jahr gar ein Jubiläum.
Zum 20. Mal jährt es sich in 2011, dass die Stadtoberen mit denen im israelischen Kiriat Bialik ein Freundschaftsabkommen schlossen. Mehr wurde allerdings nie daraus. Und aktuell sieht es auch nicht danach aus, als würde das noch einmal geschehen.
Zwar möchte Bürgermeister Frank Schneider „die Freundschaft gern wiederbeleben“, momentan habe er aufgrund der politischen Lage aber „Skrupel, Jugendliche nach Israel zu schicken.“ Mit seinem dortigen Amtskollegen hatte Schneider dementsprechend bis heute keinen Kontakt. „Wir müssen schauen, auf welche Art und Weise es wieder einen Austausch geben kann.“
Für Werner Köhl — ehemaliger Pfarrer in Reusrath und einer der Initiatoren der Städtefreundschaft — wird die Verbindung bereits länger nicht mehr aktiv gelebt. „Es gibt noch einzelne Kontakte, aber auf offizieller Ebene läuft so gut wie nichts mehr.“
Köhl war es, der Ende der 1980er Jahre die ersten Reisen von Langenfeldern ins „heilige Land“ organisiert und den Kontakt mit der Stadt acht Kilometer nördlich von Haifa hergestellt hatte. „Wir waren gleich beim ersten Besuch begeistert“, sagt Köhl heute und denkt mit Freude zurück: „Wir konnten leicht Kontakte knüpfen, weil Kiriat Bialik eine Sonderstellung in Israel hat. Im Gegensatz zu anderen Städten gibt es dort viele Vereine und private Gruppen. Auch der damalige Bürgermeister gehörte einer Bürgerinitiative an.“
So gab es Anfang der 1990er einen regen Austausch zwischen den Sport- und Kulturvereinen beider Städte. Die Schwimmer besuchten sich gegenseitig, die Schachfreunde, die Chöre, die Pfadfinder, der Lions Club und zahlreiche Privatpersonen. Köhl: „Im Laufe der Zeit haben rund 2000 Menschen aus beiden Städten an dem Austausch teilgenommen.“
Erst als die Langenfelder Nägel mit Köpfen machen wollten, veränderte sich das Klima. Nachdem der Rat beschlossen hatte, aus der Freund- eine Partnerschaft zu machen, und Köhl dieses Thema beim Besuch 1999 in Israel ansprach, reagierte der Bürgermeister von Kiriat Bialik nicht mal auf den Vorschlag: „Er ist in seiner Rede gar nicht erst auf unseren Besuch und die Idee eingegangen, sondern hat über Probleme der Wasserversorgung gesprochen. Da war uns klar, dass das nichts wird. Der Elan war weg“, sagt Köhl, der anfügt: „Als in den meisten Vereinen dann im Laufe der Jahre die Vorsitzenden wechselten, fehlten auch die Kontakte.“
Seitdem ist die Freundschaft mehr oder weniger eingeschlafen. Lediglich Waltraud Till vom Berghausener Chor hält momentan den Kontakt aufrecht.