Baumberg: U-Boot steht über dem Wasser
Für 1,9 Millionen Euro ist an der Fichtestraße ein Rückhaltebecken entstanden.
Baumberg. Sieben Meter unter der Erde ist die Luft kühl und feucht. Dort unten, unter dem Häuschen, das seit einiger Zeit im südlichen Teil der Fichtestraße steht, ruht seit Ende April ein Regenrückhaltebecken. Ohne Wasser ist der Bau nur ein 900 Kubikmeter großes Loch mit hohen Betonwänden, die jedes gesprochene Wort vielfach hin und her werfen. Normalerweise wird dort unten aber nicht viel gesprochen. Üblicherweise ist es dunkel und still. Nicht so am Mittwoch, da lud die Stadt zur Begehung des sechsten Beckens im Stadtgebiet ein. Rainer Fester, zuständig für Kanäle und Abwasserentsorgung, führte Bürgermeister Daniel Zimmermann, Verwaltungspersonal und weitere Gäste durch den 1,9 Millionen Euro teuren Wasserspeicher.
Warum eine solche Investition? Die Antwort führt ins Jahr1997. Damals regnete es gleich zweimal außergewöhnlich stark in Monheim. Einer der damaligen Regenfälle kommt statistisch einmal in zwei Jahren, der andere einmal in fünf Jahren vor. 1997 trafen beide Ausnahmefälle innerhalb von 14 Tagen ein. Fester: "Statistik interessiert die Natur nicht." So kam es, dass damals die Rückhaltebecken voll waren, die Kanäle überliefen und das Wasser auf Straßen und in Keller strömte. Besonders die Baumberger traf es schwer. Die Fäkalien-Brühe überschwemmte unter anderem die Geschwister-Scholl- und die Hegelstraße. Stadtarchivar Michael Hohmeier erinnert sich: "Der Sportplatz an der Sandstraße wurde regelrecht unterspült." Konsequenz: 1998 entschied der Rat, Monheim für den Fall der Fälle mit einem neuen Rückhaltebecken auszustatten.
Ein Rohr führt aus der Kanalisation in den ersten Teil des Beckens. Es braucht zwei Männer, um die Klappe offen zu halten. Beim nächsten starken Regen wird das Wasser die Klappe einfach aufdrücken. Erst wenn das erste Becken fast voll ist, läuft das Wasser in ein zweites, ebenfalls 900 Kubikmeter groß. "Auf diese Weise muss nur ein Becken gereinigt werden", sagt Fester. Gereinigt wird nicht von Hand, sondern per "Spülkipp-Schwallspülung". Dahinter verbirgt sich folgendes Prinzip: An der Decke des Beckens füllt sich eine Kippvorrichtung mit Wasser. Sind 3500 Liter eingelaufen, dreht sich die Klappe und das Becken wird in Sekundenschnelle geflutet.
Fester demonstriert die beeindruckende Vorrichtung. Noch während die Besucher das Becken begutachten, wirft er die Maschinen an. Sofort erfüllt ein erschütterndes Dröhnen den Raum. "Fünf Minuten haben wir noch!" Schnell bringen sich alle Besucher auf der Treppe in Sicherheit - mit Blick auf die faszinierende "Spülkipp-Schwallspülung". Die macht es spannend. Nach zehn Minuten kommt der erlösende Knall, und ein Wasserteppich, der jedem Menschen im Becken die Beine weggerissen hätte, fegt blitzschnell über den Boden. Statistisch gesehen wird das Becken nur zehnmal im Jahr zum Einsatz kommen. Fester vermutet aber: "Mit dem ersten Sommergewitter geht es los."