Beate van Kempen präsentiert ihr Buch über Selbstzweifel

Die Idee dazu kam der Autorin auf einer Kreuzfahrt.

Foto: Matzerath

Langenfeld. Beate van Kempen ist eine Chefin, wie man sie sich wünscht. Mit ihr darf man nicht nur am Arbeitsplatz lachen, bei ihr darf man auch mal Fehler machen, ohne gleich gelyncht zu werden. Und wenn sie selbst welche macht oder an sich zweifelt, gibt sie es offen zu, sagt sie. Das ist keine Selbstverständlichkeit als Vorgesetzte von 100 Leuten in der IT-Branche — vor allem nicht, wenn es überwiegend Männer sind. Van Kempen hat ihren eigenen Stil und den erklärt sie jetzt in ihrem Buch „Selbstzweifel? Na klar! Frauen führen anders“.

Beate van Kempen

„Nein“, sagt die 50-Jährige, „ein wissenschaftliches Buch ist das nicht, sondern eines, das auf meinen Erfahrungen basiert.“ 35 Jahre im öffentlichen Dienst und seit 2007 in leitender Position, da hat man genug erlebt, sagt die ehemalige Kopernikus-Realschülerin, die sich beharrlich hochgearbeitet hat. Zum Buch inspiriert wurde sie durch ein Seminar im Frauenführungszirkel des Landschaftsverbandes Rheinland. „Keiner wollte sich mit dem Thema ,der positive Umgang mit Selbstzweifeln‘ befassen“, sagt sie. „Ich habe es gemacht.“ Was dabei herauskam, verblüfft — zumindest wenn man Beate van Kempen kennt und im Job erlebt, wo sie voller Energie und Zuversicht alle Probleme angeht. „Du — und Selbstzweifel ? …“, hätten die Kollegen kopfschüttelnd gefragt. Die Autorin klärt auf: 18 250 Selbstzweifel habe sie in zehn Jahren verarbeiten müssen. So viele? „Das sind fünf am Tag. Das ist normal, auch für selbstbewusste Menschen.“

Sie nennt einige ganz profane Dinge, wie: Habe ich die Milch eigentlich in den Kühlschrank gestellt? Bin ich für das Kundengespräch richtig angezogen? „Wenn ich meine Selbstzweifel analysiere und bewerte, lösen sie sich meistens auf“, erklärt sie. Genau so, wie Gedanken ans Scheitern. „Ich bin an so vielen Dingen gescheitert und scheitere noch. Zum Beispiel an der BWL-Klausur, am Jojo-Effekt bei Diäten. Ich bin nicht Pilotin geworden und nicht Lehrerin, ich konnte meine Zahnarztangst nie ablegen.“ Das sei aber halb so schlimm. „Ich will allen Frauen Mut machen, zu sich zu stehen und sich vor Hürden zu fragen, ,willst du das?‘ Und: ,Was fehlt dir noch, es zu können?‘ Und nicht: ,Kannst Du das überhaupt?‘“.

Das 148 Seiten starke Buch mit vielen praktischen Übungen hat sie in einem Monat geschrieben, inspiriert auf einer Kreuzfahrt. „Da sah ich einen gläsernen Balkon und dachte, dass ist die Glasdecke, an die Frauen immer stoßen.“ Eine Treppe schien ihr als Symbol, wie man den Aufstieg schafft. Kernaussagen des Buches: Schwäche kann auch Stärke sein. Und: Auch am Rande des Abgrundes gibt es immer Ausweichmöglichkeiten nach vorn und zur Seite.