Beim Fliegen die Angst vergessen
Die Rundflüge waren bei den Besuchern das Flugplatzfestes besonders beliebt.
Langenfeld. Der achtjährige Julian kann es kaum abwarten, in das kleine Flugzeug zu klettern: „Darf ich vorne sitzen?“. Das weiß die Frau, die gerade unseren Flug mit der Nummer 29 aufgerufen hat, nicht. Für die Gewichtsverteilung ist der Pilot zuständig — der kommt gerade. Julian darf vorne sitzen. Christian Proff und ich klettern auf die Rückbank der einmotorigen Maschine, eine Piper PA 28.
Das ganze Wochenende lang konnten die Besucher des Flugplatzfestes in Langenfeld Rundflüge buchen. Unser Pilot ist Tom Theurich, 26 Jahre. Mit neun Jahren ist er das erste Mal in einer kleinen Maschine mitgeflogen und war sofort vom Flugfieber infiziert.
Gleich nach seinem 14. Geburtstag begann er bei der Luftsportgruppe Erbslöh Langenfeld mit dem Segelfliegen, nach dem Abitur folgte die Ausbildung zum Verkehrspiloten. Er gibt eine kurze Übersicht über die wichtigsten Geräte. „Wo kommt ihr her?“, will Tom wissen. Im Flieger wird geduzt. Ich komme aus dem Düsseldorfer Süden, die beiden anderen aus Solingen. „Das schaffen wir“, sagt Tom und hebt ab.
„Wo liegt euer Haus?“, fragt er als wir Richtung Solingen fliegen. Christian und Julian schauen nach unten und überlegen. Die Orientierung aus der Luft ist gar nicht so einfach. Das Haus finden sie nicht: „Aber schau mal Julian, da unten ist dein Fußballplatz“, ruft Christian.„Wenn man mir das vor einer Stunde gesagt hätte…“, sagt er und schüttelt ungläubig mit dem Kopf. Denn eigentlich — gibt Christian zu — hat er Höhenangst.
Seine Freundin und ihr Sohn Julian haben ihn zu dem Flug überredet. Jetzt hat er — ebenso wie Julian und ich — ein Dauergrinsen im Gesicht.
Tom kennt das Phänomen: „Ich hatte allein heute bereits einige Leute mit Flugangst dabei“, erzählt er. Er hilft ihnen gerne, diese zu überwinden. „Anders als in großen Flugzeugen, lernen sie hier den Piloten kennen und können viele Fragen stellen.“
Durch den direkten Kontakt zu den Passagieren kann Tom er auch einschätzen, ob er sanft fliegen sollte oder — wie bei uns — die ein oder andere scharfe Kurve einlegen darf.
Nach 20 Minuten heißt es: Einreihen zur Landung. Wie in einer Warteschlange sortieren sich die Flugzeuge am Himmel ein. Es ruckelt kurz und schon stehen wir wieder auf dem Rasen des Flugplatzes. Die nächsten Passagiere für Tom warten bereits.