Bombenfund an der Rabenstraße

1550 Anwohner mussten gestern evakuiert werden. Am Nachmittag wurde die Bombe entschärft.

Foto: Jakobs

Monheim. Elke Zimmermann steht fassungslos vor der Absperrung an der Schwalbenstraße. Die ältere Dame war gerade beim Arzt und will wegen der drückenden Hitze schnell nach Hause. Doch der Polizeibeamte hält sie auf. „Sie können hier nicht weiter.“ Weil Mitarbeiter einer Spezialfirma des Kampfmittelräumdienstes gestern am späten Vormittag bei Sondierungsarbeiten auf dem Gelände des Baugebietes an der Rabenstraße eine amerikanische Fünf-Zentner-Fliegerbombe gefunden haben, muss ein Radius von 300 Metern um die Fundstelle komplett evakuiert werden.

„Betroffen sind 1550 dort gemeldete Monheimer“, sagt Stadtsprecher Thomas Spekowius. Außerdem die Schüler und Lehrer der nahegelegenen Peter-Ustinov-Gesamtschule und die Kinder der städtischen Grundschule am Lerchenweg sowie eine Kita der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und die Kita an der Rubensstraße. Insgesamt verlassen in den nächsten Stunden über 3000 Menschen den gefährdeten Bereich. In einem erweiterten Radius von 300 bis 500 Metern müssen sich die Anwohner aus Sicherheitsgründen bis zur Entschärfung am späten Nachmittag in geschlossenen Räumen aufhalten.

Völlig aufgelöst wirkt eine junge Mutter, die von dem Bombenfund gehört hat und ihre beiden Kinder von der Schule am Lerchenweg abholen will: „Wo sind meine Kinder?“, fragt sie immer wieder. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, alle Schüler der städtischen Grundschule sind gegen 11 Uhr bereits mit dem Bus in Sicherheit gebracht worden. Für diejenigen, die nicht zu Freunden oder Bekannten gehen können, ist die Aula am Berliner Ring zentrale Anlaufstelle. „Dort ist Platz für über 600 Leute“, sagt Stadtsprecher Norbert Jakobs. Auch einige Kindergartenkinder und Schüler wurden dorthin gebracht. Andere, wie beispielsweise die jüngeren Gesamtschüler, fuhren zur Lottenschule. „Die Jugendlichen bekommen schulfrei“, berichtet Jakobs.

Gegen zwölf Uhr teilt Christine Schärfke, zuständig für den Fachbereich Ordnung, ihre Mitarbeiter in kleine Gruppen ein und gibt ihnen Pläne mit Straßenzügen an die Hand. Für Mirco Feuser (38) ist es der erste Einsatz dieser Art. Der Mitarbeiter der Ordnungsbehörde macht sich pragmatisch an die Arbeit, klingelt an jeder Haustüre, schildert die Lage und bittet die Bewohner, sich in Sicherheit zu bringen. Die Feuerwehr unterstützt die Räumung mit Lautsprecherwagen. Erst als alle ihre Wohnungen verlassen haben, kann die Entschärfung beginnen.

Gegen 15.40 gibt Stadtsprecher Thomas Spekowius Entwarnung: „Alles ging glimpflich ab. Die gefundene Bombe an der Rabenstraße ist entschärft.“ Alle Monheimer, die ihre Wohnungen verlassen mussten, können ab sofort wieder in ihre Häuser zurückkehren. Die Straßensperrungen werden kurz darauf aufgehoben — eine Entzerrung für den Berufsverkehr, der gegen 16 Uhr massiv einsetzt. Denn auch die Baumberger Chaussee, eine wichtige Verbindungsstraße zwischen den beiden Ortsteilen, ist für Stunden dicht.