BSA Monheim So helfen die Beratungsstellen Arbeit

Monheim · Am 7. Oktober ist der „Welttag für menschenwürdige Arbeit“. Und um gegen ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse vorzugehen, gibt es die Beratungsstellen Arbeit – auch eine in Monheim.

Es gibt Branchen, in denen die Wahrscheinlichkeit höher ist, in ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse zu geraten – im Baugewerbe, in Pflege, Landwirtschaft oder fleischverarbeitender Industrie.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

(Red) Am Montag, 7. Oktober, findet der jährliche „Welttag für menschenwürdige Arbeit“ statt. 2008 wurde dieser zum ersten Mal vom Internationalen Gewerkschaftsbund begangen. An diesem Tag setzen sich insbesondere die Gewerkschaften weltweit für die Herstellung und Einhaltung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen ein. Der Fokus der Aktionen liegt dabei auf der Thematisierung von ausbeuterischen Beschäftigungsverhältnissen, niedrigen Löhnen – von denen man nicht leben kann, ungenügendem Arbeitsschutz sowie einer Abnahme „normaler“ Arbeitsverhältnisse. Diese Themen sind leider auch in Nordrhein-Westfalen Realität und ein Schwerpunkt der Beratungsstellen Arbeit (BSA).

Die BSA sind ortsnahe Anlaufstellen für arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen. Sie werden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes NRW gefördert und sind in allen 53 Kreisen und kreisfreien Städten des Bundeslandes zu finden. Im Kreis Mettmann befinden sich die BSA-Anlaufstellen in Monheim, Velbert sowie Erkrath.

Die BSA informieren und unterstützen ratsuchende Personen insbesondere bei Fragen zu Beschäftigung und Qualifizierung, bei wirtschaftlichen oder psychosozialen Problemlagen sowie zu arbeits- und sozialrechtlichen Themen. Den Betroffenen werden Wege zu weiterführenden Hilfs- und Beratungsangeboten aufgezeigt sowie niedrigschwellige Begegnungsmöglichkeiten angeboten. Die BSA gelten zudem als wichtiger Baustein im landesweiten Beratungsnetzwerk gegen Arbeitsausbeutung. Als ausbeuterisch sind solche Beschäftigungsverhältnisse einzuordnen, in denen vorgeschriebene Arbeitsbedingungen umgangen werden, zum Beispiel durch die Umgehung des gesetzlichen Mindestlohns, fehlende Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall oder bei Urlaub oder durch unrechtmäßige Kündigungen.

Veranstaltungen zu Rechten
auf deutschem Arbeitsmarkt

In diesem Rahmen bietet der Kooperationsverbund „Beratungsstellen Arbeit im Kreis Mettmann“ zum Beispiel regelmäßig offene Veranstaltungen zum Thema „Deine Rechte auf dem deutschen Arbeitsmarkt“ an. Im Anschluss an die vergangene Veranstaltung in Velbert wurden die BSA-Vertreter von einem älteren Herrn um ein persönliches Gespräch gebeten. er bat um Informationen für seinen „guten Freund und Nachbarn“ Juri. Aus Osteuropa kommend, lebe dieser in einer Art Wohngemeinschaft und würde den ganzen Tag arbeiten – ohne Pausen und für wenig Lohn.

Bei einem Termin berichtete Juri in gebrochenem Deutsch, dass er aus ärmlichen Verhältnissen stamme und auf Vermittlung seines Arbeitgebers zum Arbeiten nach Deutschland gekommen sei. Die Arbeit sei schwer und anstrengend, doch er bräuchte das Geld für seine Familie in der Heimat. Sein Arbeitgeber habe ihm zudem ein Zimmer in einem seiner Häuser vermittelt. Seinen Lohn würde er bekommen, aber manchmal müsse er darauf warten und mehrfach nachfragen.

Die BSA-Mitarbeiter baten Juri um Einsicht in seine Unterlagen, wie zum Beispiel Arbeitsvertrag, Lohnabrechnungen sowie Mietvertrag. Der Verdacht erhärtete sich, dass sich Juri in einer prekären und ausbeuterischen Beschäftigung befand. Nach Paragraf 233 StGB handelt es sich dabei um den Tatbestand der „Ausbeutung der Arbeitskraft“ – eine Straftat. Hier genügt es, dass ein Täter die schlechte wirtschaftliche Situation seines Opfers kennt und diese für sich ausnutzt, indem er die Person unter ausbeuterischen Bedingungen beschäftigt. Viele Beschäftigte kennen ihre Rechte und deutsche Mindeststandards wie Mindestlöhne oder Urlaub nicht.

Juri konnte geholfen werden, sodass er nun einer tariflich-bezahlten Beschäftigung bei einem anderen Arbeitgeber nachgeht und mit Hilfe des älteren Herrn in ein angemietetes Apartment umziehen konnte.

BSA Monheim a.R.: SKFM Monheim e.V. – Ernst-Reuter-Platz 2, 40789 Monheim, Telefon: 02173 9569-55, Mail: beratungsstelle-arbeit@skfm-monheim.de; BSA Velbert: BePro Velbert e.V. – Dürer Str. 16, 42549 Velbert, Telefon: 02051 2088616, Mail: beratungsstelle.arbeit@bepro-velbert.de ; BSA Erkrath: SKFM Erkrath e.V., Hildener Str. 28, 40699 Erkrath, Telefon: 0211 / 95072516, – Mail: beratungsstelle.arbeit@skfm-erkrath.de

(RP)