Demag-Siedlung: Das Paradies in der Wildnis
Vor 50 Jahren wurde in Baumberg mit Wohnungen der Demag der Startschuss für das rasante Wachstum gegeben. Das wird groß gefeiert.
Baumberg. Wohnung gesucht: 68 Quadratmeter, Parterre in Baumberg, Miete warm bis etwa 60 Euro. Das klingt heutzutage wie ein Witz. Vor 50 Jahren war es das keineswegs.
Für 122 Mark im Monat war eine solche Wohnung zu haben — doch nicht für jedermann. Es musste schon ein Mitarbeiter des Demag-Konzerns sein. Denn der ließ damals Werkswohnungen errichten.
„Im Grunde war es der Startschuss für die Bebauung in Baumberg-Ost“, sagt Stadtarchivar Michael Hohmeier. Mehr als 150 Wohneinheiten entsanden vor allem im Bereich Hegel- und Fichtestraße. Das Areal liegt heute recht zentral in Baumberg. Damals freilich war es von Feldern umgeben.
„Das war wie eine kleine Stadt umgeben von Wildnis. Als wir aus Norddeutschland mit dem Möbelwagen ankamen, da musste der mit einer Raupe durch den Schlamm in die Siedlung gezogen werden. Eine Straße gab es noch nicht“, erinnert sich Christa Friesenkothen. 20 war sie damals, als sie mit Mann Harry und einem kleinen Kind einzog.
„Ich bin noch mit einem Klo im Hof und Kohleofen aufgewachsen. In Baumberg erwartete uns der absolute Luxus. Fließend Warmwasser, Zentralheizung, ein großzügiges Badezimmer — das war schon was ganz Besonderes“, sagt sie.
Da störte es auch nicht wirklich, dass es noch keine Straße nach Baumberg hinein gab. „Wir hatten ja auch kein Auto. Es waren etwa zehn Minuten zu Fuß zur Hauptstraße. Da war eine Bushaltestelle“, schildert es Christa Friesenkothen.
Und es sei eine bunte Mischung gewesen in der Siedlung: „Die Leute kamen aus den Regionen, wo die Arbeitsplätze rar wurden. Ruhrpott und Norden zum Beispiel.“
An der Rheinschiene gab es viele Jobs. Firmen wie Demag, hauptsächlich im Maschinenbau aktiv, suchten händeringend. Die Werkswohnungen sollten Anreize bieten, bei dem Unternehmen zu arbeiten. Von Baumberg zur Produktionsstätte in Benrath, damals gut 1000 Mitarbeiter, war es nicht weit.
Für Baumberg war der Bau der Siedlung gleichzeitig auch der Aufbruch in Richtung Expansion. Hatte es 1957 noch unter 3000 Einwohner, waren es 1963 bereits 4360. Heute sind es 14 000 Einwohner.
Der Demag-Konzern ist Geschichte. Er wurde zunächst von Mannesmann geschluckt, nach der Übernahme von Vodafone in Einzelteile zerschlagen. Doch viele der damaligen Mitarbeiter mit ihren Werkswohnungen in Baumberg gibt es noch. Und sie laden nächsten Samstag zur Feier ein.