Den Kitas gehen die Plätze aus
Die Stadt erwartet, dass Überbelegungen in den Einrichtungen keine Ausnahme mehr sein werden.
Langenfeld. 75 Kinder tummeln sich im Kindergarten Jahnstraße 2. Dabei verfügt die Einrichtung eigentlich nur über 70 Plätze. „Überbelegung“ heißt das offiziell. Bis zu zehn Prozent sind als pädagogisch verantwortbar zugelassen.
„Als zentral gelegene Einrichtung ist das für uns nichts Neues“, sagt Kita-Leiterin Anne Völkel. Konkret bedeutet das für eine Gruppe Zwei- bis Sechsjähriger: Zwei Erzieherinnen betreuen 22 Kinder statt 20.
Laut Ulrich Moenen, Fachbereichs-Chef im Rathaus, waren Überbelegungen bisher die Ausnahme in Langenfeld. Fürs kommende Kita-Jahr aber erwartet er, dass die Ausnahme zur Regel wird. Grund ist die steigende Nachfrage nach Plätzen für Kinder unter drei Jahren. „In der Konsequenz“, schreibt Moenen in der Vorlage für die Sitzung des Jugendhilfe-Ausschusses am Mittwoch, „müssen mehr als die Hälfte der Einrichtungen mit einer Überbelegung direkt zum Sommer 2015 starten.“
Müsste die Stadt tatsächlich all diejenigen in Kitas unterbringen, die für den 1. August angemeldet sind, sähe es dramatisch aus. Denn während 450 Kinder die insgesamt 25 Kitas in Richtung Schule verlassen werden, wird für 570 Kinder Einlass begehrt. Davon ist die Mehrheit, nämlich knapp 350, unter drei Jahre alt.
„Doch so dramatisch, wie es die Zahlen vermuten lassen, wird es nicht“, versichert Moenen. Vielmehr ist er überzeugt, dass es seinem Team und den Kitas wie in den Vorjahren gelingen wird, den angemeldeten Bedarf im Dialog mit den Eltern herunterzuschrauben. „Nicht alle wollen ihr Kind tatsächlich zum 1. August in die Betreuung geben. So hat manch einer seinen kaum Einjährigen quasi vorsorglich angemeldet, obwohl ein Jahr später auch reichen würde.“
Warum das? „Weil es unter Eltern heißt, man bekomme das Kind besser unter, wenn man es möglichst früh anmeldet. Das ist in Langenfeld zwar nicht der Fall, aber es hat sich so herumgesprochen.“
Kita-Leiterin Völkel hat für ihre Einrichtung diesmal 32 Anmeldungen entgegengenommen — bei 15 Plätzen, die im Sommer frei werden. „Von den 32 sind aber neun erst für 2016. Und bisher ist es uns noch immer gelungen, die Eltern, deren Kinder keinen Platz bei uns bekommen, an andere Einrichtungen oder an Tageseltern zu vermitteln. Massiven Ärger hat es noch nicht gegeben“, sagt die Erzieherin. Klagen von Eltern auch nicht, sagt Moenen — trotz Rechtsanspruchs auf eine Betreuung für Über-Einjährige.
Der Druck, weitere Betreuungsplätze zu schaffen, aber bleibt. „Die von der Bundesregierung vor Jahren als Ziel ausgegebene Betreuungsquote von 35 Prozent bei den Unter-Dreijährigen haben wir längst überschritten, wir dürften jetzt bei mehr als 50 Prozent sein — und der Bedarf steigt weiter“, sagt der Kita-Planer. Die Planungen für einen weiteren Neubau bis 2017 laufen.