Der Klapperstorch mag Monheim sehr

Die Geburtenrate in der Stadt ist deutlich höher als im Bundesschnitt. Viele Babys kamen im Langenfelder Kreißsaal auf die Welt.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld/Monheim. Die Chef-Statistikerin in Monheim konnte es zuerst nicht glauben. Deshalb hat sie es mehrmals nachgerechnet. Eine Geburtenrate von 1,66 für die Stadt Monheim? Für das Vorjahr lag der Wert noch bei 1,42 und für ganz Deutschland liegt er nur bei 1,48. Damit würde Monheim deutlich über dem Bundesschnitt liegen. Doch so oft Kerstin Frey auch nachrechnete: Es blieb bei dem Wert für den aktuellen statistischen Jahresbericht der Stadt Monheim mit dem Datensatz von 2014.

Auf jeden Fall sind sie da, die Babys. Wer in der Stadt unterwegs ist, sieht Kinderwagen. Gefühlt sind sie an jeder Ecke. Besonders an den Drogeriemärkten treffen sie aufeinander. Der Babyboom in der Stadt, er lässt sich auch ein bisschen am Andrang am Windelregal ablesen.

Die Geburtenrate eines Kalenderjahres ist ein statistischer Wert. Er sagt, wie viele Kinder eine Frau (statistisch gesehen) in ihrem Leben bekommen wird. Damit die Einwohnerzahl in Deutschland stabil bleibt, müsste er bei 2,1 liegen. Der Anstieg ist indes nicht nur ein Monheim-Phänomen. Auch die gesamtdeutsche Geburtenrate lag erstmalig höher als die nach der Wiedervereinigung (1990: 1,45), sagt die Statistikerin. Deshalb, so heißt es in ihrem Jahresbericht für Monheim, sei der Effekt nicht nur auf „lokale Phänomene“ zurückzuführen, sondern auch „auf besser werdenden Rahmenbedingungen für junge Familien im ganzen Land“.

Und trotzdem: Dem Bericht ist auch zu entnehmen, dass das Monheimer Rathaus stolz ist auf „die explizit auf junge Familien und Kinder ausgerichtete Politik der Stadt“, die auch „zu einem veränderten, familienfreundlichen, gesellschaftlichen Klima“ führen. Dass es mehr Nachwuchs gibt, merkt man auch an den Kitas. Wenn morgens die Kinder gebracht werden, wird es vielerorts eng auf den Parkplätzen. Es werden auch neue Kitas benötigt. Die Stadt plant und baut fleißig, Kita-Gebühren wurden abgeschafft.

Es sind aber nicht nur die Babys, die die Stadt wachsen lassen. Es sind auch die, die in die Stadt ziehen. Das sind besonders Familien mit Kindern und junge Leute. Das steht auch im statistischen Jahresbericht der Stadt. So sollen 2014 etwa doppelt so viele Personen im Alter unter 25 nach Monheim gezogen sein wie fünf Jahre zuvor. Da die Stadt keine Geburtsklinik hat, haben viele Monheimer Babys in Langenfeld das Licht der Welt erblickt. Im dortigen Krankenhaus St. Martinus kamen auf der Station von Detlev Katzwinkel, Chefarzt der Gynäkologie, im vorigen Jahr 486 Babys zur Welt. „Dieses Jahr gab es bis zum 31. März schon 140 Geburten“, sagt der Chefarzt. Rechne man das aufs Jahr hoch, könnten es 2016 sogar 560 Babys sein. 2014 waren es knapp unter 500 (2013: 434, für 2012: 410). Das Langenfelder Krankenhaus profitiert bei der Geburtenzahl auch von der Schließung der Geburtshilfe der St.-Lukas-Klinik in Solingen-Ohligs. Übrigens gab es in Langenfeld wie in Monheim unter den gemeldeten Neugeborenen etwas mehr Jungen als Mädchen.