Der Leuchtturm des Platzes

menschen Gaetana und Carlo Profeta haben seit 20Jahren die Eisdiele „Al Faro“. Sie erzählen von der Leidenschaft, kalte Köstlichkeiten herzustellen. Und sie haben ihre ganz eigene Meinung zur Einzelhandels-Diskussion.

Monheim. Mittag auf dem Ernst-Reuter-Platz: Kein Wölkchen trübt den Himmel. Das Thermometer protzt mit weit über 20Grad. Die Sonne lacht. Carlo und Gaetana Profeta auch. Schulferien: Jugendliche stürmen die Eisdiele "Al Faro". Stracciatella, Zitrone, Amarena oder gleich alle auf einmal - eine Waffel nach der nächsten reichen die beiden flinken Italiener über die Theke. So wie jeden Tag, wenn gutes Wetter ist. So wie jedes Jahr. Um genau zu sein: seit 20Jahren.

Das "Al Faro" feiert Jubiläum. "Die Eisdiele ist mein Leben, nix anderes will ich machen", betont Carlo Profeta (58) und strahlt von einem Ohr zum anderen. Seine Frau Gaetana (50) hat das gehört. Energisch fliegen da ihre Hände durch die Luft: "Nä, nix, nie!" Basta. Das "Alfaro" ist der ganze Stolz der beiden kleinen Sizilianer mit dem Temperament von deutlich mehr.

28 Eissorten erwarten hungrige Eisfans hier - vom klassischen Vanilleeis bis zum berüchtigten Himmelblau. "Wir probieren auch immer neue Sorten aus", sagt Gaetana und gestikuliert noch ein wenig. "Die Renner sind Cookies und Cocos". Seit 20 Jahren stehen die Profetas fast jeden Tag von zehn bis 22 Uhr in ihrer Eisdiele, im Winter wie im Sommer, an Wochen- und Feiertagen.

Seit fast 25 Jahren schon beglückt Carlos Eiswagen die Kinder der Siedlungen: "Die Arbeit ist so schön. Wenn der Wagen klingelt, kommen alle Kinder auf mich zugelaufen und freuen sich." Carlo strahlt. Und aus seiner Frau Gaetana sprudelt es nur so heraus: "Wenn man einen schlechten Tag hat und zur Arbeit kommt, ist alles vergessen. Menschen, Cappuccino, Eis, das Leben ist schön, basta!"

Die Eisdiele ist nicht nur ihr Leben. Es ist auch ihre Lebensphilosophie. Das wird deutlich, je länger man den beiden lauscht: "Eismachen ist Gefühl, Liebe und Leidenschaft! Trotzdem muss man aufmerksam sein bei der Herstellung. Es gibt kein Rezept für alles." Carlos Eis-Geheimnis liegt im Gefühl. Da fällt es schwer, sich vorzustellen, dass Carlo Profeta eigentlich gelernter Dreher ist und früher an Motoren und Zylindern herumschraubte.

Aus Neugier, wie er sagt, kommt er in den Siebzigern nach Deutschland. Den "italienischen Christoforo Colombo" nennt ihn deshalb seine Frau. Bald formt sich die Idee Eisdiele zu Realität - mit Erfolg. Vier Jahre später eröffnet das "Alfaro" - und das läuft bis heute allen Diskussionen um den Standort Ernst-Reuter-Platz zum Trotz gut.

Der Italiener wird bei dem Thema ganz rot im Gesicht: "Der große Fehler ist, immer zu fragen, ob es lohnt, hier zu investieren. Fragen, fragen, fragen." Er schüttelt den Kopf und ist kaum zu bremsen: "Was ist Langenfeld, warum ist Langenfeld reich? Auch, weil Monheimer Geld dahin tragen. Was wäre Langenfeld ohne Monheimer? Ja, nix! Was wird in Monheim los sein, wenn sich nichts bewegt? Ja, nix!" Aber es müsse auch eine gute Mischung der Geschäfte her.

Nur an Weihnachten fahren die Profetas für zwei Wochen in die sizilianische Heimatstadt Licata zurück. Monheim sei nämlich "auf jeden Fall" auch Heimat: "Da muss man nicht jammern, wir haben zwei Heimaten, das ist toll", lacht Gaetana. In Licata steht auch der Leuchtturm, den sie einst mit nach Monheim brachten: "Al Faro" ist nämlich italienisch und heißt übersetzt "Am Leuchtturm".