Dichtigkeitsprüfungen verunsichern Hausbesitzer
Anstehende Dichtigkeitsprüfungen verunsichern Hausbesitzer. Ein Fachmann erklärt, was Pflicht ist, und was es kostet.
Langenfeld. Was zurzeit Sache ist, das wisse kaum jemand. „Da herrscht auf allen Seiten große Verunsicherung“, sagt Bernd Segendorf von der Firma N. Thieltges in Richrath. Und diese Unsicherheit habe so manchen seiner Kollegen, der auf die Dichtigkeitsprüfung gesetzt hatte, in die Pleite getrieben.
Ein politisches Hin und Her hatte es um die Dichtigkeitsprüfung von privaten Abwasseranschlüssen gegeben. Mal stand sie vor dem Aus, jetzt sieht alles nach einer Lockerung aus. Sollte die rot-grüne Landesregierung eine Mehrheit für ihren Vorstoß einer Lockerung finden, werden viele Hausbesitzer bald nicht mehr von der Prüfpflicht betroffen sein. Nur Häuser, die vor 1965 gebaut wurden und in Wasserschutzzonen liegen, sind dann in der Prüfpflicht — und das betrifft in Langenfeld rund 8000 Haushalte.
„Die meisten Leute wissen gar nicht, wie so eine Prüfung funktioniert und haben horrende Summen im Kopf“, sagt Segendorf. Der erste Schritt bestehe aus einer Kanalprüfung mit einer Kamera. Ein kleiner Roboter werde durch die Kanalverästelungen geführt, der auch kleine Risse zum Vorschein bringt. Für Eigentümer von Häusern, die vor 1965 errichtet wurden und in Wasserschutzzonen liegen, wird unabhängig von der Kamerauntersuchung in einem zweiten Schritt die eigentliche Dichtigkeitsprüfung erforderlich. Dabei wird entweder mit Luft- oder mit Wasserdruck geprüft, ob der Kanal undicht ist. Wenn dieser Test positiv ausfällt, muss repariert — also geflickt — oder saniert werden. Laut Segendorf koste eine Kamerauntersuchung bei einem Einfamilienhaus maximal 400 Euro. Die Dichtigkeitsprüfung schlage etwa mit 250 Euro zu Buche.
Die Reparatur oder Sanierung koste schließlich zwischen 125 bis 250 Euro pro Meter Rohr — je nachdem, ob kleine Löcher gestopft oder ganze Rohre ausgetauscht werden müssen. „Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Sanierung eines Reihenhauses mit 15 bis 20 Meter Rohren etwa 4000 Euro kostet“, sagt Segendorf. Die Aufregung und Abwehrhaltung in der Bevölkerung könne er nicht verstehen: „Wenn der Schornsteinfeger kommt und die Heizung ausgetauscht haben will, muss der Hausbesitzer tiefer in die Tasche greifen.“
Die meisten Schäden kommen laut Segendorf durch Verwurzelungen von Bäumen. „Oder durch dilettantisch verbaute Rohrleitungen.“ Genauso wie bei dem Bau von Abwasserleitungen seien auch bei der Prüfung nun viele Amateure unterwegs. „Ich habe erst letztens von einer Familie gehört, die für 20 Meter sanierten Kanal 15 000 Euro zahlen sollte“, sagt Segendorf.
In Langenfeld ist die Liste der überprüften Häuser bislang sehr kurz, aus Köln und Leverkusen hingegen bekommt der Fachbetrieb Thieltges schon seit längerem immer wieder Aufträge. „In den Kommunen hat man interne Sanierungsfristen gesetzt, weil man sonst nicht hinterher kommt“, sagt Segendorf. Dort hätten die Städte auch wesentlich bessere Aufklärungsarbeit betrieben als in Langenfeld.
Wenn grünes Licht aus dem Landtag kommt, muss es schnell gehen. Denn bis 2015 müssten zumindest die genannten Häuser in den Wasserschutzzonen geprüft werden. „Wie soll das bei 8000 Haushalten gehen? Das wird sehr eng.“ Segendorf appelliert ohnehin an alle Hauseigentümer — unabhängig ob in Wasserschutzzonen oder nicht: „Jeder ist gesetzlich verpflichtet, für die Betriebssicherheit seines Kanals zu sorgen. Und je früher Hausbesitzer den Kanal überprüfen lassen, desto geringer fallen die Kosten aus“, sagt Segendorf. „Wartet man zu lange — und verschließt die Augen — ist der Schaden irgendwann so groß, dass der Bagger anrücken muss. Und dann wird es wirklich teuer.