Die Gemeinde will ihre Johanneskirche nicht verlieren
Gegen den Abriss des Gotteshauses formiert sich Widerstand.
Langenfeld. Die Würfel scheinen gefallen: Am 29. Januar 2017 soll der letzte Gottesdienst in der evangelischen Johanneskirche sein, kündigt die Presbyteriumsvorsitzende Karin Seitz an. Sie verweist auf einen einstimmigen Beschluss des Leitungsgremiums im Zuge des selbst auferlegten Sparkonzepts. Dass die im Zentrum an der Stettiner Straße gelegene Kirche danach entwidmet und abgerissen werden soll, bezeichnet Pfarrer Hartmut Boecker als „Verlust für viele Menschen in Langenfeld“. Jetzt regt sich Widerstand.
Eine in der Johannesgemeinde verwurzelte Gruppe um Chorsänger Walter Kirch und Erich Jacobi sammelt stadtweit Unterschriften. Sie wendet sich gegen das Vorhaben, das Grundstück an der Stettiner Straße zu verkaufen und dort künftig nur Räume mit einer Gesamtfläche von 160 Quadratmeter für die Gemeindearbeit in der City anzumieten.
Das Presbyterium hatte sich in der Diskussion über den Sparzwang und damit verbundenen Umbau an den vier evangelischen Standorten nach Kirchs Eindruck nicht für die Belange der Johannesgemeinde eingesetzt. „Für den 7. August planen wir im Anschluss an den Gottesdienst eine Protestversammlung.“
Wie er hofft auch sein Mitstreiter Jacobi, der 14 Jahre lang Presbyteriumsvorsitzender war, auf ein Einlenken. „Was wäre das für ein öffentliches Zeichen, wenn sich die evangelische Kirche zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 aus dem Stadtzentrum zurückziehen würde?“ Zumal sich obendrein die Langenfelder Katholiken mit ihrem neuen Gemeindezentrum neben St .Josef ganz bewusst zur Fußgängerzone hin öffnen werden. Auch für Frank Klarmann sind die Rückzugspläne unbegreiflich. „Im Zentrum halten sich viele Menschen auf, im Einzugsbereich wohnen Tausende. Auch für die neuen Wohngebiete im westlichen Stadtgebiet liegt keine andere evangelische Kirche in erreichbarer Nähe liegt.“ Der Weg etwa zur Erlöserkirche nach Immigrath sei zu weit, ergänzt Gerlinde Schwebke. „Vor allem für Ältere.“ „Die Einschnitte tun mir ja auch leid“, sagt Wolfgang Honskamp, Kirchmeister des Presbyteriums. „Aber sie sind das Ergebnis einer intensivst geführten Diskussion.“ Den harten Sparkurs hatte sich die Evangelische Kirchengemeinde 2014 aus zwei Gründen auferlegt: Erstens ist die Zahl der Protestanten in Langenfeld (derzeit knapp 15 000) und damit die Kirchensteuer-Einnahme rückläufig. Zweitens hatte ein Architekt vor zwei Jahren für die 25 gemeindeeigenen Gebäude einen Sanierungsbedarf von rund drei Millionen Euro errechnet.
Pfarrer Boecker hält ein Gemeindezentrum an der Stettiner Straße mit Töpferkeller, Schreinerwerkstatt oder Jugenddisco aus Kostengründen für „nicht zeitgemäß“. Stattdessen solle die Gemeinde in der Stadtmitte „auf weniger Platz“ präsent bleiben, in einem Multifunktionsraum auch Gottesdienste feiern. Der Gruppe um Kirch reicht das nicht.