Die Jecken sind in die fünfte Jahreszeit gestartet
In Monheim gibt es seit gestern erstmals einen Kinderschelm. Auch das närrische Volk in Langenfeld begrüßte die neue Session.
Monheim/Langenfeld. Das Rufen der kleinen Monheimer ist unüberhörbar. „Wach’ auf, lieber Schelm!“ tönt es durch die Altstadt — angefeuert von Moritz Peters. Mit Unterstützung der Pänz gelingt dem Sitzungspräsidenten der Gromoka schließlich das Kunststück: Der Schelm erwacht. Das närrische Volk ist entzückt. Schließlich ist die jecke Hupfdohle mit Narrenkappe eine Ikone im Monheimer Karneval. Doch Schelm Alex Iffland hat den Blues. „Das ist ja mal was ganz Neues“, sagt er sarkastisch und blickt in die Menge. „Jedes Jahr reißt ihr mich am 11. November um 11.11 Uhr aus dem Schlaf. Das findet ihr wohl originell?“ Während sich Peters um die Schlagzeilen sorgt, weil der Schelm eher deprimiert wirkt, erklärt der Monheimer Hoppeditz sein Leiden: Er ist allein.
„Ich habe noch nicht mal einen Namen, sondern nur eine Funktionsbezeichnung“, sagt er. Am Aschermittwoch werde er von den Altstadtfunken wieder in den Schelmenturm gesperrt. „Als wäre ich ein Verbrecher.“ Er stelle sich immer wieder die Frage, warum es beim Prinzenpaar sowie bei Gänselieschen und Spielmännern eine „Kinderversion“ fast aller jecken Figuren gebe — aber von ihm keine?
Woher der schelmische Nachwuchs kommen könnte, vermittelt dann Peters. Es brauche einen schneidigen Vollblutkarnevalisten mit „Schnörres und Uniform“ und eine wunderschöne Karnevalistin, am besten „mit Schelmen-Genen“. Wenn beide sich dann ganz doll lieb und eine halbe Stunde Ruhe hätten, könnte unter Umständen ein Kinderschelm entstehen . . . Dann verschwindet Ex-Schelmin Tanja Boelke mit ihrem Mann Rolf an der Hand für einige Sekunden im Schelmenturm. Trommelwirbel, Nebelschwaden. Plötzlich: Ein kleiner Schelm tritt aus dem Wahrzeichen empor.
Lisa Cramer (8) ist der erste Kinderschelm Monheims und wird das Kinderprinzenpaar zu Auftritten begleiten. „Wie bei den Großen“, meint Peters. Da kommt auch beim erwachsenen Schelm wieder gute Laune auf: „Endlich bin ich wieder glücklich!“ Darauf gibt es ein dreifaches „Monnem Helau!“, das vom Publikum gerne und lautstark erwidert wird. „Endlich geht es los“, ist der Grundtenor der Monheimer Jecke zum Start in die fünfte Jahreszeit.
In Langenfeld gab es ebenfalls eine Premiere: Erstmals zum Sessionsauftakt betritt ein Prinzenclubpräsident ohne Prinzenclubmütze die Bühne auf dem Galerieplatz. Heinrich Klassen, frisch im Amt, hat die repräsentative Narrenkappe mit den endlos langen Fasanenfedern schlicht vergessen. Aber er ist ja — anders als bis vor kurzem der Monnemer Schelm — ja nicht allein. „Ich hab’ die Mütz’ für den neuen Präsidenten“, singt seine Frau und frühere Prinzessin Brigitte und trägt selbige ihrem Heinrich hinterher.
Bürgermeister Frank Schneider kommt ebenfalls in Damenbegleitung auf die Bühne: Elena Saltini, Tourismus-Expertin aus der Partnerstadt Montale, staunt nicht schlecht über das Schunkeln im deutschen November. Zurück in der Toskana, wird sie einiges zu erzählen haben: von holländischer Spaßmusik („Op Tied Muuj“), kölschen Mundartgruppen („Joker Colonia“, „Sechs Kölsch“), feiernden Tollitäten und Traditionspaaren und tanzenden Funkenmariechen („Rheinsternchen“).