Ein Schultag mit Dominik - Besuch an einer Förderschule

Künftig werden an Regelschulen auch behinderte Kinder unterrichtet. Doch wie intensiv müssen sie betreut werden? Die WZ hat eine Förderschule besucht.

Langenfeld. Dominik lacht. Sein neues Gefährt mit Rollen ermöglicht dem körperlich und geistig behinderten Jungen, sich im Stehen fortzubewegen und wie heute das Geschirr aus der Frühstückspause abzuräumen — ein riesen Spaß für den Zehnjährigen.

An der Schule an der Virneburg in Reusrath, einer Förderschule für geistig und mehrfach behinderte Kinder, hat Dominik die Ausstattung und die Betreuung, die er braucht: Sein Morgen begann mit einer Stunde Physiotherapie. „Damit schaffen wir es, Dominiks Gelenke beweglich zu halten. Durch die Spastik werden sie sonst in Fehlstellungen gezogen“, sagt Physiotherapeutin Monika Liebler.

Jeder Schüler hat einen individuell zusammengestellten Stundenplan, der seiner Behinderung entsprechend ausgerichtet ist: Neben dem Mathe-, Deutsch- und Sachkundeunterricht können Schwimmen im schuleigenen Becken, Inline-Skaten, die Teilnahme in der Theater- oder Musik-AG, Therapie im technisch speziell ausgestatteten Bewegungsraum, Physio, Kunst oder Freiarbeit auf dem Programm stehen.

Dominik hat die Reste des Frühstücks abgeräumt. Noch vor eineinhalb Jahren wurde er über eine Magensonde ernährt, Kauen und Schlucken hat er in den vergangenen Monaten wieder lernen müssen. „Deshalb hat er auch heute noch eine Betreuerin neben sich sitzen, die ihn genau beobachtet“, sagt Lehrer Johannes Büld. „Würden wir das schleifen lassen, müsste er sicherlich bald wieder eine Magensonde bekommen.“

Jetzt heißt es für Dominik und die anderen Kinder: Freiarbeit. Maurice übt mit dem sogenannten „Talker“ — ein Gerät, das für ihn das Sprechen übernimmt. Möchte er ein Glas Wasser haben, tippt er auf das Symbol auf dem Gerät und eine Stimme ertönt: „Ich möchte ein Glas Wasser trinken.“

Im Freiarbeitsraum kommen drei Lehrkräfte auf acht Schüler. Während Melissa mit ihrer Betreuerin bedruckte Karten laut vorliest, übt Maurice mittlerweile mit einem Sprachprogramm am Computer. Nach einer Stunde Freiarbeit löst sich der Klassenverbund erst einmal wieder auf: Melissa geht in den Lese-Unterricht zu anderen Kindern und Dominik macht sich für die Theater-AG bereit — für ihn der Höhepunkt des Tages. Zuvor muss der Zehnjährige aber noch gewickelt werden.

Im Theater-Raum ist bereits die Kulisse aufgebaut. „Wo die wilden Kerle wohnen“, nennt sich das Stück, an dem die Kinder schon eine Weile proben. Die Requisiten haben sie selbst gebastelt.

Jedes Kind hat seine Rolle. Dominik spielt heute einen Baum, auf sein Stichwort klappt er mit Hilfe seiner Lehrerin einen bunt beklebten Regenschirm vor sich auf. Die Stimmung ist ausgelassen: Die Kinder haben Spaß und sind dennoch bei der Sache. Jeder Erwachsene kümmert sich um ein schwerstbehindertes Kind. „An unserer Schule sind die Behinderungen der Kinder ganz unterschiedlich. Um jedem Kind gerecht zu werden, haben wir die technischen und personellen Mittel. Es ist die Frage, ob das an einer Regelschule zu schaffen ist“, sagt Büld.