Rosenweg: Eine ganze Siedlung kämpft gegen das Messie-Haus
Am Rosenweg verwahrlost seit rund zehn Jahren ein Reihenhaus. Anwohner leiden unter Gestank und Ratten.
Langenfeld. Plastiktüten, so weit das Auge reicht. Unzählige Kartons, verdorbene Lebensmittel und verdreckte Eimer liegen im Vorgarten, durch die verschmierten Fenster kann nur erahnt werden, dass im Inneren des Hauses ähnliche Zustände herrschen. „Wir wissen nicht mehr weiter“, sagt eine Anwohnerin des Rosenwegs. Eine ganze Siedlung leidet unter dem verwahrlostem Haus, das von allen das „Messie-Haus“ genannt wird.
Die Frau aus der Nachbarschaft weiß, wie es im Garten des Hauses aussieht. „Der Gestank ist unerträglich“, sagt sie. Kaum ein Quadratmeter des Rasens ist frei — der gesamte Garten ist zugemüllt mit alten Möbeln, zerrissenen Klamotten, Metallschrott und vollgestopften Tüten mit Lebensmitteln. Darunter auch rohes Fleisch und Eier. In der Mitte des Gartens steht ein olivfarbener Container. „Darunter sind die Rattennester“, sagt die Anwohnerin. Bei ihr selbst sei neunmal der Schädlingsbekämpfer gewesen. „Die Ratten kamen herüber in meinen Garten.“ Damit sie nicht ins Haus kommen, hält die Frau auch im Hochsommer ihre Türen geschlossen.
In den Häusern gegenüber des verwahrlosten Hauses hatten es die Ratten sogar ins Haus geschafft. Bei einer Familie mit kleinen Kindern waren sie im Keller, bei einem älteren Mann kamen sie unters Dach. „Die Bewohner sind krank. So lebt man nicht freiwillig“, sind sich die Nachbarn einig. „Aber wir leiden darunter. Es muss etwas geschehen“, sagen sie. „1997 habe ich das erste Mal ans Ordnungsamt geschrieben“, sagt eine Anwohnerin. „Die von der Stadt wollen ja helfen, aber ihnen sind die Hände gebunden, wie sie sagen.“ Nach einer Klage hatte das Gericht zumindest angeordnet, dass die Bewohner des Messie-Hauses die Lebensmittel aus dem Garten entfernen. „Die Stadt klinkte sich ein und stellte große Container für die Entsorgung zur Verfügung“, sagt eine Frau. Aber nach kurzer Zeit habe alles wieder genauso chaotisch ausgesehen.
„Die Bewohner sind mittlerweile auch gar nicht mehr ansprechbar. Sie reagieren aggressiv.“ Deshalb wollen die Anwohner auch anonym bleiben. „Die Bewohner streiten sich untereinander, da fallen Wörter, die ich meinem kleinen Sohn nicht zumuten kann“, sagt ein junger Mann. Schon häufiger habe die Polizei für Ruhe sorgen müssen.
Bürgermeister Frank Schneider ist in der Nähe der Siedlung aufgewachsen. „Ich kenne die Zustände dort. Ich kann die Wut der Anwohner absolut nachvollziehen“, sagt er. Nichtsdestotrotz seien der Stadt die Hände gebunden. „Es gibt keine gesetzliche Handhabe. Wenn die Leute meinen, so leben zu müssen, dann dürfen sie das leider auch — weil es ihr eigenes Grundstück ist“, sagt er. „Wir können nur eingreifen — und das haben wir immer wieder gemacht — indem wir Schädlingsbekämpfer einsetzen. Denn Ratten sind eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.“
Das Messie-Syndrom sei keine anerkannte Krankheit, eine Einweisung gegen den Willen der Bewohner nicht möglich. „Sie stellen keine Gefahr für die Öffentlichkeit dar.“ Die Stadt versuche eine Möglichkeit zu finden, das Grundstück räumen zu lassen. „Wir prüfen das.“ Aber viel Hoffnung hat auch der Bürgermeister nicht: „Selbst, wenn wir es schaffen, das durchzusetzen, wird es bald wieder so aussehen.“