Einpacken: Wie Geschenke zu Hinguckern werden
Wenn derzeit eine Tätigkeit Hochkonjunktur hat, dann diese: Das Einpacken von Geschenken. In der Parfümerie Becker gehen dafür rund 20 Kilogramm Geschenkpapier drauf.
Langenfeld. Hinlegen, umschlagen, kleben, knicken, kleben, wickeln, binden, festziehen, drapieren, schneiden, wickeln, ziehen, drapieren— fertig verpackt ist das Geschenk. Das klingt nicht nur stakkatoartig. Es wird auch stakkatoartig betrieben.
Den Verkäuferinnen in der Parfümerie Becker an der Hauptstraße in Langenfeld bleibt in der Vorweihnachtszeit gar keine andere Wahl, als Routine und Schnelligkeit beim Einpacken zu beweisen. „Im Dezember verpacken wir pro Tag rund 300 Produkte als Geschenk“, berichtet Filialleiterin Claudia Löffler. Die Packtische sind dementsprechend bestens ausgestattet. Zu verschiedenen Größen zurechtgeschnittene Papierbögen liegen bereit, ebenso wie Scheren, Tesafilm und akkurat angeordnete Schleifenbänder in unterschiedlicher Farbe und Breite.
Während an den Packtischen also fleißig geschnürt und gewickelt wird, ertönt von der Kasse derweil eine Frage mehr. Neben dem „Kann ich sonst noch etwas für sie tun“ kommt nun noch hinzu „Soll es als Geschenk verpackt werden?“ In der Vorweihnachtszeit die Standardfrage, die eigentlich immer bejaht wird. So auch von Thomas Schmidt, der für seine Frau zu Weihnachten Duschgel und Bodylotion gekauft hat. „Meine Frau legt schon Wert auf eine hübsche Verpackung. Allerdings bin ich sehr ungeschickt darin und mir fehlt auch das Interesse daran“, sagt Schmidt.
Deshalb liegen die beiden Geschenke auch kurze Zeit später bei Claudia Löffler auf dem Packtisch. Routiniert greift sie nach dem goldenen Papier, schlägt es um die beiden Packungen, klebt alles mit wenigen Tesastreifen fest. Dann folgt die Kür. Mit zwei Bändern verschiedener Stärke und Farbe werden kunstvoll Schleifen gebunden und adrett um das Paket geschnürt. „In der Regel ist ein Geschenk nach anderthalb Minuten verpackt“, sagt die 50-jährige Löffler. Sie schätzt, dass pro Weihnachtssaison 20 Kilogramm Geschenkpapier und etliche Kilometer Schleifenband verbracht würden. Allein könnten die Verkäuferinnen diesen Ansturm nicht bewältigen. Aus diesem Grund sind in der Parfümerie im Dezember drei Packhilfen beschäftigt.
Eine von ihnen ist Dietlinde Baur. Die Hausfrau hilft montags bis samstags entweder am Vor- oder Nachmittag aus. „Schwer ist es ja nicht, aber man muss die Ruhe bewahren, wenn einem die Kunden auf die Finger schauen“, sagt Baur. Das kann sie auf jeden Fall. Denn während sie das erzählt, wickelt sie geschickt eine Schleife und verknotet sie mit dem anderen goldenen Band am Geschenk. Und das Ganze noch mal von vorne mit einer zweiten Schleife. „Fertig“, sagt Baur und holt direkt den nächsten Satz Geschenkpapier aus der Schublade hervor.
Claudia Löffler betont: „Männer und Frauen nehmen unser Angebot übrigens gleichermaßen in Anspruch. Erst heute waren zwei Männer da, die es selbst einpacken wollten.“ Und fügt noch hinzu: „Das ist aber eher die Ausnahme.“ Über die Verpackung habe sich bisher noch niemand beschwert: „Zumal es gratis ist. Woanders müssen die Kunden dafür zahlen“, erklärt Löffler.
Auch Thomas Schmidt ist zufrieden: „Sehr schön“, sagt er und verstaut das hübsche Paket in einer Tüte. Seine Frau wird die Verpackung an Heiligabend wohl zu würdigen wissen. Denn sie sei keine, die das Papier und die Schleifen einfach wüst aufreißt, um endlich zum Inhalt zu gelangen. Vielmehr sei seine Frau eine, die „gepflegt auspackt“.