Eltern protestieren gegen den Wegfall der Halbtagsbetreuung

Die Stadt plant die Abschaffung an den Grundschulen.

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Eine Randbemerkung von Bürgermeister Daniel Zimmermann in der Schulausschusssitzung vom 13. November 2014 sorgt jetzt für Aufruhr unter Eltern: Er hatte angekündigt, dass die Betreuung von 8 bis 13 Uhr an Grundschulen in drei Jahren auslaufen, die Zahl der verfügbaren Plätze bis dahin sukzessive reduziert werden solle — von derzeit 65 auf 20 Plätze im Schuljahr 2017/18. Die Verwaltung ziehe die Ganztagsbetreuung mit ihrem Bildungsauftrag der eher verwahrenden 8-bis-1-Betreuung vor.

„Es gibt aber viele in Teilzeit arbeitende Mütter, die ihre Kinder nachmittags gerne selber betreuen möchten“, erklärt Moritz Peters. Der Rechtsanwalt gehört zu einer Elterninitiative, die sich für den Erhalt der 8-bis-1-Betreuung einsetzt. Dafür hat sie 500 Unterschriften gesammelt. „Wir Eltern möchten eine Wahlfreiheit“, so Peters. Die Eltern der Initiative wundern sich, dass die Verwaltung das Auslaufen so stiekum beschließen kann. „Nur diejenigen Eltern haben davon erfahren, die ihre Kinder bereits in dieser Betreuung haben. Uns hat der Träger mitgeteilt, dass es 8-1 an der Armin-Maiwald-Schule künftig nicht mehr geben wird“, sagt Ute Schwarz. Sie vermutet, dass die evangelische Kirche vor allem Kostengründe dazu bewegen.

Die Stadtverwaltung führt indessen die „fehlende Nachfrage“ als Begründung an. Rektorin Elisabeth Nolting bestätigt, dass an der Lottenschule zwar 25 Kinder von 8-1 betreut werden, aber die Anmeldezahlen für das nächste Schuljahr stark gesunken seien. „Für uns kommen diese Kinder on top. Das auch noch zu organisieren, ist sehr anstrengend — es gibt keine Extrakräfte“, sagt sie. Die Schulleiter trügen den Verwaltungsvorschlag mit.

Christian Koch wiederum weiß, dass zumindest an der Astrid-Lindgren-Schule Wartelisten geführt werden. „Auch die Zahl der Unterschriften spricht dagegen“, so Peters. Die Eltern sind der Meinung, 8-1 werde „aus ideologischen Gründen politisch kaputt gemacht“. Schließlich aber hätten die Eltern, die sich 2014 für die Halbtagsbetreuung entschieden, dies im Bewusstsein getan, dafür jährlich 600 Euro zahlen zu müssen, während der Ganztag beitragsfrei war.

„Ich empfinde es als Entmündigung, nicht frei über die Abholzeit entscheiden zu können“, sagt Nadine Koep. Insgesamt fühlen sich die Eltern in ihrer Elternrolle gering geschätzt, bei einem Gespräch mit dem Bürgermeister und der Peto-Fraktion sei ihnen vermittelt worden, sie als Eltern seien nicht in dem Maße befähigt, ihren Kindern qualitativ gleichwertige Bildungsangebote zu machen wie der Ganztag. Die Eltern wollen jetzt auf Anregung des Bürgermeisters eine Fragebogenaktion initiieren, um den Bedarf nach einer Halbtagsbetreuung zu ermitteln.