Eltern fehlt Betreuung nach der Schule

Der Ausbau der Kita-Plätze läuft. Mit der Einschulung fehlt Eltern aber oft die Betreuung am Nachmittag.

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Mitte Oktober beginnt für viele Familien ein neues Kapitel. Das nächste Schuljahr beginnt zwar erst in neun Monaten, die Anmeldung für die Grundschulen findet aber schon in den kommenden Wochen statt. Für die Eltern stellt sich zunächst die Frage, welche Grundschule es sein soll. Dazu bieten alle Schulen einen Tag der offenen Tür an. Bei der Besichtigung dreht sich aber schnell alles um die Frage: „Bekomme ich einen Betreuungsplatz?“

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Denn die Plätze im Offenen Ganztag (OGS) oder einer Betreuung sind heiß begehrt. Der Unterricht in Grundschulen findet häufig zwischen acht und 12 Uhr statt. Es gibt zwar den Erlass „Verlässliche Grundschule“, der eine Betreuung zwischen acht und 13 Uhr sicherstellen soll, aber viele Eltern, bei denen Vater und Mutter arbeiten, brauchen länger eine Betreuung für ihre Kinder.

So wie eine 42 Jahre alte Mutter aus Barmen (Name ist der Redaktion bekannt). Sie hatte sich nach der Geburt ihrer Tochter eingerichtet. Die Kindertagesstätte auf Lichtscheid hatte Bringmöglichkeiten von 7.15 Uhr bis 9 Uhr. Das Kind konnte von 13 Uhr bis 16.30 Uhr abgeholt werden. „Außer in der Weihnachtswoche war die Kita das ganze Jahr geöffnet. Viele Möglichkeiten für Arbeitnehmer und sehr flexibel“, sagt die Barmerin, die ihre Arbeit als Arzthelferin gut mit der Betreuung vereinbaren konnte. Pro Woche arbeitete sie 20 bis 25 Stunden in einer Praxis.

Der erste Schreck folgte im vergangenen Frühjahr. Die Tochter wurde zwar an der Grundschule Marper Straße angenommen, einen Platz im schuleigenen Betreuungsverein bekam sie aber nicht. Jetzt hatte die Mutter auf einmal das Problem, dass sie ihr Kind aufgrund ihrer Arbeitszeiten weder zur Schule bringen noch abholen konnte. „Es gibt keinen Job, bei dem ich um 8:30 Uhr anfangen kann“, sagt die Arzthelferin. Auch ihr Mann, der im Schichtdienst arbeitet, kann die Tochter nicht regelmäßig zur Schule bringen.

Wuppertaler

Schulzeit

Zunächst überlegte die Mutter, die Hilfe von Eltern und Freunden in Anspruch zu nehmen. „Das ist aber immer schwierig, andere einzuspannen“, sagt die 42-Jährige. Deshalb entschied sie sich kurz vor der Einschulung im August, den Arbeitgeber zu wechseln und die Arbeitszeit auf 15 Stunden zu reduzieren. Sie hat sich damit abgefunden, dass das erstmal so bleibt. Allerdings findet sie: „Es ist super, dass ein Augenmerk auf den Ausbau der Kitas gelegt wurde, aber man muss vorausschauender planen, da die Kinder ja auch älter werden.“

In Wuppertal gibt es 4 500 OGS-Plätze, das heißt für 35 Prozent der Grundschüler. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Stefan Kühn, Sozialdezernent der Stadt Wuppertal. Da komme es zu Härten, die so nicht sein sollten. Bei dem Ausbau des Offenen Ganztags gebe es aber zwei Probleme: Im laufenden Betrieb koste eine Gruppe pro Jahr zwischen 12 000 und 15 000 Euro. Außerdem fehlten Räume, um die Gruppen an den Schulen unterzubringen. „Deshalb werden in Grundschulen, die ausgebaut werden, auch OGS-Räume eingeplant“, sagt Kühn.

„Es gibt zu wenige Plätze“, sagt auch Bärbel Hillger, Leiterin der Ogata e.V. In Wuppertal gibt es deshalb einen Kriterienkatalog, nach dem die Plätze in der OGS vergeben werden. „Dabei wird berücksichtigt, ob beide Eltern berufstätig sind oder sich in einer Ausbildung befinden“, erklärt Hillger. Auch Aspekte wie alleinerziehende Elternteile oder ob es schon ein Geschwisterkind in der Einrichtung gibt, spielen bei der Punktevergabe eine Rolle. „Man muss Gerechtigkeit schaffen“, sagt Hillger. Das Punktesystem helfe, die Entscheidung objektiv zu fällen. Wobei nicht die Träger des Offenen Ganztags die Plätze vergeben, sondern die Stadt Wuppertal als Schulträger.

Eine andere Möglichkeit, Schüler nach dem Unterricht betreuen zu lassen, sind die Betreuungsvereine der Schulen. In Wuppertal sind das noch einmal gut 1000 Plätze. „Die haben aber meist eigene Kriterien, wonach sich die Aufnahme richtet“, sagt Sabine Fahrenkrog vom Stadtbetrieb Schulen. Die Tochter der Arzthelferin aus Barmen erfüllte ein wichtiges Kriterium der Betreuung nicht. Sie wohnt außerhalb des ehemaligen Schulbezirks — und steht damit ganz unten auf der Liste.