Kaum ein Einbruch in NRW wird aufgeklärt

Quote stagniert laut NRW-Innenminister Herbert Reul bei knapp 15 Prozent. Fallzahlen sinken. Politiker spricht in Krefeld mit Opfern von Langfingern.

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Krefeld. Bevor Herbert Reul (CDU) am Montag im Polizeipräsidium das Rednerpult betritt, schüttelt er jedem Polizeibeamten im Raum die Hand. Ein Zeichen der Höflichkeit. Ein Akt der Wertschätzung in stressigen Tagen. Denn Reul ist in den vergangenen Wochen als neuer Innenminister von NRW im Dauereinsatz. Gesicht zeigen, Inhalte präsentieren.

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Jüngst die Vorstellung des in diesen Tagen besonders bedeutsamen Verfassungsschutzberichtes, jetzt der Start in die landesweite Aktionswoche gegen Einbrüche mit dem Namen „Riegel vor“. Ein Bereich, der Reul nach eigenen Angaben besonders anfasst, weil er selber einmal Opfer eines Einbruchs wurde. „Das muss so zehn, 15 Jahre her sein, genau kann ich es nicht mehr sagen, ich weiß noch, dass eine Armbanduhr meines Großvaters gestohlen wurde“, berichtet der NRW-Innenminister im Krefelder „Zeugencafé“.

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Vor Herbert Reul sitzen 14 Krefelder, sie alle sind in der Vergangenheit wichtige Hinweisgeber für die Polizei gewesen. „Weil sie aufmerksam waren, konnten Einbrüche verhindert und aufgeklärt werden“, lobt Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth. Sie alle hatten nach verdächtigen Beobachtungen die 110 gewählt und damit nach Ansicht von Polizei und Innenminister genau richtig gehandelt.

„Wir können uns alle gegen Einbrüche schützen, indem wir unser Haus absichern, aber eben auch, indem wir aufmerksam sind“, erklärt Reul. Denn obwohl die Einbruchszahlen niedriger sind als im ersten Halbjahr 2016 will der Innenminister „den Druck auf Täter erhöhen“. Denn die Verhinderung von Einbrüchen ist das eine, die Aufklärung das andere. Die Quote stagniert. Nur 14,62 Prozent der Einbrüche in NRW konnten im ersten Halbjahr 2017 aufgeklärt werden. Die Gesamtzahl der Einbrüche sank gleichzeitig von 31 121 auf 22 992. „Dieser Rückgang ist gut, aber wir dürfen uns nicht ausruhen“, so Reul.

Zukünftig würde eine Null-Toleranz-Strategie gegenüber Tätern gefahren. Inhaltlich setzt der NRW-Innenminister neben der konsequenten Repression — wie sein Vorgänger Ralf Jäger (SPD) auch — auf Prävention. Die Beratung durch Fachleute steht dabei besonders im Mittelpunkt. Rund 80 Prozent der Täter kämen durch Fenster oder Türen. „Heutzutage gibt es dankenswerterweise auch finanzielle Unterstützung vom Bund für diejenigen, die ihr Haus absichern wollen“, freut sich Reul. Darüber hinaus sollen auch verdachtsunabhängige Kontrollen — etwa auf und an Autobahnen eingeführt werden. „Der Erfolg ist dabei natürlich vom Zufall abhängig“, so Reul. Die Quote sei aber gut.

Darüber hinaus empfiehlt der 65-Jährige, sich in Nachbarschaften, beispielsweise durch Whatsapp-Gruppen, gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. „Niemand kennt Wohngegenden so gut wie die Menschen, die dort leben.“ Fortführen will er ebenfalls das von Vorgänger Jäger Anfang 2016 eingeführte Fahndungskonzept gegen reisende Einbrecherbanden. Informationen über mobile Täter müssten unter den Behörden ausgetauscht werden.

Wie schnell Hinweise zur Ergreifung von Tätern führen können, berichtet im „Zeugencafé“ der Krefelder Ingo Rausch, der Mitte September einen verdächtigen Mann beobachtet, als dieser das Nachbargrundstück betritt. „Ich konnte den Mann stellen, habe dann die Polizei gerufen“, sagt Rausch. Innerhalb von drei, vier Minuten seien drei Streifenwagen vor Ort gewesen. Eine Überprüfung des Mannes hätte dann ergeben, dass er bereits mehrfach wegen Diebstahls- und Betrugsdelikten polizeilich in Erscheinung getreten war.