Boxen Tuncel will auf der großen Bühne boxen

Monheim. · Der Monheimer Profi (26) wandelt auf den Spuren von Box-Legende Mohammed Ali und will in diesem Jahr den Durchbruch schaffen. Dazu hat er einen namhaften Trainer in sein Team geholt.

Ercan Tuncel reckt nach einem Sieg die Faust in die Höhe, als der Kampfrichter ihn zum Sieger erklärt. Der Monheimer Boxer will in diesem Jahr noch häufiger Erfolge feiern und hat deshalb sein Studium unterbrochen, um sich vollständig auf den Sport zu konzentrieren.

Foto: Eren Tuncel

Es war eine Nacht der Enttäuschung, die ihre Spuren hinterlassen hat. Obwohl der Monheimer Profi-Boxer Ercan Tuncel eine hervorragende Leistung abgerufen hatte, musste er sich im Juni gegen den erfahrenen Polen Bartlomiej Grafka durch technischen K.o. in der siebten Runde geschlagen geben. „Ich habe mir noch unzählige Male den Kampf im Internet angeschaut und mir die Frage gestellt, ob ich weitermachen soll. Dann habe ich mich gegen das Ende meiner Karriere entschieden, weil Niederlagen zum Sport dazu gehören“, sagt Tuncel, der im Ring nur als „der Fuchs“ bezeichnet wird.

Insbesondere bei den Erfolgen über Emir Recepaga und Mikheil Mosulishvili im Frühjahr hatte Tuncel noch seine gute Technik eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Vor der Pleite gegen Grafka gewann der 26 Jahre alte Monheimer seine ersten sechs Profi-Kämpfe im Mittelgewicht (bis 72,6 Kilogramm). Nach der Niederlage verabschiedete sich Tuncel erstmal in den Urlaub nach Dubai, um geisteswissenschaftliche Bücher zu lesen und die Erlebnisse zu verarbeiten. Doch anschließend musste er sich umstellen, da sein Trainer Fazli Vural aus persönlichen Gründen zurücktrat.

Als neuer Coach wurde Sükrü Aksu (51) verpflichtet, der zu den renommiertesten Kräften der Szene gehört. Unter anderem führte Aksu bereits Agit Kabayel zum Europameister-Titel und Manuel Charr zum Weltmeister-Titel im Schwergewicht. Als Tuncel im Alter von 16 Jahren noch als Amateur-Kämpfer für Bayer 04 Leverkusen aktiv war, lernte er Aksu bei einem Sparrings-Kampf in Düsseldorf kennen. Ercans älterer Bruder Eren Tuncel leitete jetzt die Zusammenarbeit ein. Um neue Zeiten anzubrechen, wechselte der Monheimer überdies die Farben seiner Kampf-Kleidung von schwarz-gold auf weiß.

In Abstimmung mit Aksu nahm Ercan Tuncel anschließend die Herausforderung von Kouami Folly Kuegah, alias „Prinz Lorenzo“, an. Doch der ehemalige Europa- und Weltmeister aus Togo übertraf das zulässige Kampfgewicht durch seine 88 Kilogramm deutlich und sagte das Duell ab. Als Ersatz sprang kurzfristig der 19 Jahre junge Deutsche Armani Aziz ein, der seine vorherigen beiden Profi-Kämpfe jeweils verloren hatte.

Vor rund 1600 Zuschauern in Nürnberg startete Tuncel gut in den Kampf und beherrschte das Geschehen durch seine harten Schläge. Nach einer harten Aktion des Monheimers musste sich Aziz erst einmal stabilisieren, ehe ihm bisweilen Entlastungsschläge gelangen. Dabei wirkte Tuncel deutlich beweglicher als bei seinem letzten Kampf gegen Grafka, sodass er vielen Schlägen ausweichen konnte.

Der Monheimer betont: „Die Kunst des Boxens ist es, eigene Treffer zu landen und nicht getroffen zu werden.“ Ab der sechsten Runde leistete Aziz nur noch wenig Gegenwehr, doch aufgrund seiner hohen Leidensfähigkeit und Willensstärke hielt er weiter durch. Letztlich gewann „der Fuchs“ das Duell nach zehn Runden nach Punkten. „Armani hat bis zum Ende gut durchgehalten“, lobt Tuncel. „Eigentlich hätte ich gegen Prinz Loreno um den LBV-Titel des Luxemburgischen Boxverbandes gekämpft. Weil er abgesagt hat, konnte ich mir den Titel jetzt gegen Armani sichern. Das ist natürlich ein sehr glücklicher Fall.“

Nach dem wichtigen Erfolg belegt Tuncel in der deutschen Liste den 34. Rang von 72 Plätzen. Fortan trainiert er weiterhin täglich zwei Mal im Düsseldorfer „UFD Gym“, wo er von seinem Coach Aksu und seinem Athlektiktrainer Aldo Vetere unterstützt wird. Um seiner Leidenschaft mit voller Kraft nachgehen zu können, legt er sein Studium der Volkwirtschaftslehre an der Uni Düsseldorf vorübergehend auf Eis. „Mein Traum ist es, irgendwann einmal in New York zu boxen“, sagt der Monheimer. Im Madison Square Garden kämpfte etwa schon sein Vorbild Muhammad Ali. Der Weg auf die ganz große Bühne ist noch weit, aber der jüngste Erfolg gibt Tuncel frisches Selbstvertrauen für das neue Jahr 2019.