Expertin für essbare Wildnis
Die Reusratherin Marianne Radtke ist Kräuterpädagogin und leitet pflanzenkundliche Spaziergänge.
Es braucht nicht einmal eine Wiese, damit Marianne Radtke große Augen bekommt und die typische Körperhaltung der Pflückerin einnimmt. „Hier gibt es Gänseblümchen, Brennnesseln, Löwenzahn und Spitzwegereich. Ach, und hier haben wir noch Ehrenpreis, Sauerampfer und junge Brombeer-Triebe für leckeren Tee“, erzählt die Kräuterpädagogin, die sich seit eine Weiterbildung 2013 so nennen darf.
Sie gibt für Interessierte spezielle Kräuter-Kurse rund um den Natursteinhof in Reusrath. Auf den „Kräuterspaziergängen“ lernen die Teilnehmer, „wilde Pflanzen“ kennen und schätzen. Dabei gibt es verschiedene Themen. Die essbare Wildnis zeigt sich unter Bäumen, Sträuchern oder am Teichrand. Doch Vorsicht ist geboten: Nicht alles ist genießbar. Scharbockskraut ist zum Beispiel ein Hahnenfußgewächs, von denen alle „mehr oder weniger giftig“ sind, wie Radtke anmerkt, ohne beunruhigt zu klingen. „Wir pflücken es ja vor der Blüte, jetzt sind die Giftstoffe noch gering, der Vitamin-C-Gehalt aber groß.“ Dennoch rät sie allen Teilnehmern, nur das zu essen, was die Kräuterpädagogin ihnen gibt oder was sie bereits sicher kennen.
Angst oder Ekel vor unreinen Kräutern hat sie keine. „Ich werde immer mal wieder gefragt, wie es um die Kräuter am Wegesrand steht. Schließlich urinieren dort gerne Hunde. Ich sage dann immer: ‚Das ist ja nur Wasser mit Mineralien‘. Schließlich essen wir ja auch die Erdbeeren aus dem Supermarkt. Und die werden mit Jauche gedüngt. Wer allerdings wirklich frische Kräuter haben möchte, dem kann ich nur empfehlen, zu uns in den Natursteinhof zu kommen.“
Zum Ende des Kurses hatte sie dann noch ein besonderes Schmankerl für die Teilnehmer. Mit den gesammelten Kräutern wurde eine eigene Kräuterbutter hergestellt, die mit nach Hause genommen werden durfte. Auch Kräuter-Kochkurse sollen demnächst auf dem Plan stehen. „Dafür brauchen wir allerdings noch eine Küche“, sagt Marianne Radtke.
Am vergangenen Samstag war die Nachfrage zu ihrem Kursus so groß, dass sie direkt zwei Einheiten anbot und die maximale Teilnehmerzahl erhöhte.