Feuerwehr will Frauen für sich gewinnen
Im Brandschutz stellen Frauen die große Ausnahme dar. Doch jetzt sollen neue Zeiten anbrechen: mit gezielter Nachwuchswerbung.
Langenfeld/Moheim. Jenny Claes hat es im zweiten Anlauf geschafft. „Ich wollte schon als kleines Mädchen zur Feuerwehr, aber damals hieß es, das sei kein Job für Frauen“, erzählt die 41-Jährige. Beruflich hat es sie zwar woandershin verschlagen, doch ehrenamtlich ist sie nun auch bei der Feuerwehr. Seit anderthalb Jahren gehört die Baumbergerin dem Löschzug ihres Ortsteils an — als eine von drei Frauen unter fast 30 Männern. Dass eine Feuerwehrfrau auch außerhalb der Truppe immer noch als kaum bekannte Spezies wahrgenommen wird, erlebte Jenny Claes, als sie in ihrer blauen Feuerwehrkluft zu einem Kameradschaftsabend spazierte: „Oh, eine Frau bei der Feuerwehr“, habe da ein Passant erstaunt von sich gegeben und gefragt: „Gibt’s denn so was?!“
Ja, gibt es. Aber selten. Von den 158 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten in Monheim sind nur acht weiblich, unter den 61 hauptamtlichen Kräften befinden sich drei Frauen, davon zwei im Rettungsdienst und eine im Brandschutz. Die Langenfelder Feuerwehr zählt zehn weibliche Ehrenamtler von insgesamt 102. Hauptamtlich beschäftigt sind vier Frauen (bei insgesamt 74), alle im Rettungsdienst. Brandschutz — Fehlanzeige. Mit dieser Null liegt Langenfeld „unter dem landesweiten Durchschnitt, aber nur leicht“, merkte Feuerwehr-Referatsleiter Wolfram Polheim im Ordnungsausschuss des Stadtrats an.
Die Gründe für diese Männerdomäne? „Traditionell“, sagt Polheim. „Es bewerben sich kaum Frauen.“ Voriges Jahr, verriet er im Ausschuss, seien nur zwei Bewerberinnen dabei gewesen — „und die waren ungeeignet“.
Torsten Schlender, Vizechef der Monheimer Feuerwehr, sagt dagegen: „Wir hatten schon Damen, die waren besser als manche ihrer männlichen Mitbewerber.“ Aber auch er verhehlt nicht, dass die körperlichen Anforderungen im Brandschutz Frauen noch mehr als Männer überfordern könnten: „Allein die Ausrüstung, die man mit sich herumträgt, wiegt gut 30 Kilo. Und ein Einsatz unter Atemschutz, bei teils 600 bis 700 Grad Hitze, das ist schon eine hohe Belastung.“ Zudem müsse Mann wie Frau in der Lage sein, eine etwa 150 Kilogramm schwere Person zu zweit zu transportieren. „Da es um Lebensrettung geht, können wir hier keine Abstriche bei den Anforderungen machen“, betont Torsten Schlender.
Ein weiterer Grund für die Männerdominanz: Bei der Feuerwehr ist handwerkliches Können gefragt. Anders als früher ist eine entsprechende Ausbildung samt Berufserfahrung zwar keine Bewerbungsvoraussetzung mehr; vielmehr kann es jetzt jeder „für die Feuerwehr geeignete Beruf“ sein, etwa auch der der Krankenschwester. Doch Elektriker, Kfz-Mechaniker und Schlosser werden im Einsatz, aber auch auf der Wache nun mal eher gebraucht als zum Beispiel Bürokaufleute.
Stark sind auch die psychischen Belastungen — etwa wenn es gilt, Einsätze mit Toten oder Schwerletzten zu verkraften. Unter diesem Aspekt sieht Schlender Frauen indes nicht im Nachteil, im Gegenteil: „Der einfühlsame Umgang mit Opfern oder Augenzeugen ist eine Stärke gerade vieler Kolleginnen.“ Schlender wünscht sich deshalb mehr davon. Das gilt auch für Langenfelds Referatsleiter Polheim. Was die Erfolgsaussichten von Aktionen angeht, Mädchen und junge Frauen für den Job zu begeistern, ist er jedoch skeptisch.
So habe sich die Düsseldorfer Feuerwehr jahrelang am bundesweiten Berufsorientierungstag „Girls’ Day“ beteiligt. „Die Schülerinnen durften zum Beispiel ein Auto aufschneiden. Ein Riesenaufwand, der null gebracht hat.“ Langenfelds Feuerwehrchef Marcus Jagieniak setzt seine Hoffnung jetzt in eine landesweite Kampagne zur Nachwuchswerbung, die Anfang November im Institut der Feuerwehr in Münster eröffnet wurde: „Wir werden uns in diesem Rahmen auch Aktionen einfallen lassen, die gezielt Mädchen und Frauen ansprechen.“ Das Fundament verstärkter Nachwuchswerbung sei in Langenfeld bereits gelegt — dank einer eigens gegründeten Arbeitsgruppe und der jährlich 5000 Euro, mit der die Stadt deren Engagement unterstützt.
Auch Jenny Claes glaubt, dass Frauen sehr wohl für die Feuerwehr zu begeistern sind: „Viele wissen vermutlich gar nicht, dass wir hier wirklich gefragt sind. Und die Kameradschaft bei uns in Baumberg, die ist wirklich gut.“