Flüchtlingsheim bleibt umstritten
Am Standort am Freibad machten sich mehr als 100 Bürger ein Bild von dem Gebäude. Die Besucher hatten viele Fragen.
Langenfeld. Ein freundlich hellgrüner Linoleum-Fußboden, je acht nagelneue Herde, Waschmaschinen und Trockner in Reih und Glied, farbenfrohe Plumeaus auf den Etagenbetten. „Nobel“, entfährt es Reinhard Schirrmacher, und er meint es überhaupt nicht sarkastisch. Zwei Jahre lang hat der Techniker aus Mettmann für die Vereinten Nationen in einem Flüchtlingslager an der Grenze Kenias zu Somalia gearbeitet, jetzt besichtigt er — der Arbeit wegen zufällig in Langenfeld — die neue Flüchtlingsunterkunft an der Theodor-Heuss-Straße. „Im Vergleich zu den Lagern in Kenia, wo bis zu 500 000 Menschen leben, ist das hier sehr komfortabel“, sagt der 55-Jährige.
Eine Asyl-Unterkunft direkt neben dem Freibad — die Aufregung war groß, als die Stadt Langenfeld dies vor drei Monaten verkündete. Die Silvester-Übergriffe auf Frauen in Köln und anderen Städten lagen da erst wenige Wochen zurück, entsprechend hochschlugen die Wellen an einem Info-Abend Mitte Februar in der Richrather Schützenhalle. Bürgermeister Frank Schneider versprach, vor dem Bezug der beiden Modulbaukörper werde die Stadt zur Besichtigung einladen.
Jetzt war es soweit. Weit mehr als 100 Bürger schauten sich an, wo nächste Woche die ersten Asylbewerber einziehen werden. Bis zu 156 Menschen sollen in den knapp 40 Wohnräumen unterkommen, nebenan, wo bis Juli ein baugleiches, ebenfalls zweistöckiges Gebäude entsteht, noch einmal so viele. Kostenpunkt für beide Anlagen: insgesamt rund 1,5 Millionen Euro.
Kommen hier wirklich fast nur Familien rein? (Ja). Wer hält sauber? (Die Bewohner selbst). Gibt es Spielräume für Kinder? (Vorerst nicht). Eine junge Mutter aus der Nachbarschaft, die ungenannt bleiben möchte, hat viele Fragen an Sozialamtschef Holger Hammer, der den Bürgern zusammen mit etlichen Rathaus-Kollegen Auskunft gibt. Ihre Antworten räumen die Bedenken der Mutter nur teilweise aus, beim Standort etwa bleibt sie skeptisch: „Auch für die Flüchtlinge selbst ist die Freibadnähe problematisch. Wer garantiert denn, dass nach Badschließung ein Kind, das nicht schwimmen kann, nicht einfach ins Wasser springt?“
Eine Frage, die viele stellen, lautet: Wie lange werden die Menschen hier wohnen? „Das hängt von ihrem Asylverfahren ab und auch davon, wie schnell sie eine normale Wohnung bekommen“, sagt Hammer. Heißt: Von wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren ist alles möglich.
Vier Personen auf 16 Quadratmetern, in einem Raum mit zwei Doppelstockbetten, zwei Kleiderschränken, einem Kühlschrank, einem Tisch und vier Stühlen — der Langenfelderin Elisabeth Draber und ihrem Mann Georg (79) erscheint dies „nicht geeignet für die mögliche Dauer des Aufenthalts“. Andererseits erinnert sich die 78-Jährige an ihre eigene Ankunft in Langenfeld — als „Aussiedler“-Kind aus Oberschlesien: „Wir wurden auf dem Tanzboden der Gaststätte Nußbaum an der Hauptstraße (heute Commerzbank) untergebracht. Aber das war 1950, das waren noch andere Zeiten.“
Hannelore Schmitz aus Richrath fragt sich, wie lange die neuen Haushaltsgeräte in den Gemeinschaftsräumen — dazu zählen Waschraum, Küche sowie Sanitärräume — halten werden: „Aus einem Asylbewerberheim in der Eifel habe ich gehört, dass die Bewohner ihre Gebetsteppiche in die Waschmaschinen gesteckt hätten. Da waren die dann natürlich schnell kaputt“, sagt Schmitz. Auch hier versucht Amtsleiter Holger Hammer zu beschwichtigen: „Wir werden einen Waschdienst auf Ein-Euro-Basis einrichten, mit Bewohnern, die die Geräte zu bedienen wissen. Das hat schon mit den Flüchtlingen in anderen Unterkünften gut geklappt.“