Flüchtlings-Chor erfreut sich immer größerer Beliebtheit

Susanne Wagner hat den „Chor ohne Grenzen“ gegründet, in dem auch Einheimische singen.

Foto: Matzerath

Langenfeld. Es ist anrührend zu erleben, mit welcher Inbrunst junge Männer aus Syrien, Afghanistan, Iran und Irak ein wehmütiges Lied über ihre Heimat singen. Für die jungen Menschen ist es ein Glück, dass Susanne Wagner, eine Pianistin aus Langenfeld, den „Chor ohne Grenzen“ für Flüchtlinge und Einheimische ins Leben gerufen hat und nun alle zwei Wochen dienstags mit einer wachsenden Fangemeinde probt. „Ich wollte zuerst Sprachpate für Flüchtlinge werden“, sagt Wagner. „Dann habe ich mich entschlossen, das anzubieten, was ich am besten kann — Musik machen.“ Und das kann sie wirklich, nicht nur am Klavier, sondern auch am Akkordeon und als Sängerin.

Rund 40 Menschen finden sich zu jeder Probe ein, überwiegend Flüchtlinge, viele sind jung und erst seit wenigen Monaten in Langenfeld. Immer mehr Deutsche stoßen dazu. Die sind oft im Rentenalter. Für den Chor spielt das keine Rolle. Für die Sänger sind die Treffs ein Lichtblick, eine Unterbrechung der Isolation, Hoffnung, Neubeginn, ein Schritt auf dem Weg in eine unbekannte Kultur und eine fremde Sprache. Manche sagen von sich, sie könnten eigentlich gar nicht singen. So wie Aimal aus Afghanistan, der Junge mit den guten Manieren, der sofort aufspringt, um Stühle aufzustellen, als ein älteres deutsches Ehepaar etwas verspätet zur Probe kommt. „Zusammen mit den anderen klappt das aber schon“, sagt er.

Aimal ist froh, mitmachen zu dürfen, um nicht so allein zu sein und ein bisschen Deutsch zu lernen. Er hat erst vor drei Wochen einen Sprachkurs begonnen. Muhamad (24) der kurdische Ingenieur, hat in sechs Monaten die deutsche Sprache schon erstaunlich gut im Griff. Er singt „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius und „Wunder gescheh‘n“ von Nena, als wäre er ein Deutscher. Bei einem persischen Liebeslied und einem arabischen Lied über die Heimat kann er den Deutschen seine Muttersprache etwas näherbringen. Und das macht er voller Elan. Zu Hause habe er oft zu kurdischer Volksmusik gesungen, erzählt er. Linda aus dem Libanon ist eine schöne junge Frau mit einem hinreißenden Lächeln. Seit zwei Wochen lernt sie Deutsch. „Ich singe zu Hause immer.“

„Wir singen hier Überreligiöses“, sagt Sven Schneider, Kantor der evangelischen Gemeinde Langenfeld, der den Chor von Susanne Wagner unterstützt. „Es ist meine Aufgabe, mit Menschen Musik zu machen. Und das nehme ich sehr ernst“, sagt er.